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MAN MAN – Rabbit habits

… und ich dachte schon, 31 KNOTS seien abgedreht. Doch im Vergleich mit der Band aus Portland, definieren MAN MAN aus Philadelphia den Begriff „krank“ erst einmal komplett neu. Damit meine ich gar nicht die Optik der fünf Weirdos, mit so illustren Namen wie Honus Honus, Sergei Sogay, Pow Pow, Critter Cat und Chang Wang, die selbst ohne Maskenbildner in jedem Tarantino-Film passable Charaktere abgeben würden. Nein, ihre Musik ist einzigartig genug, überzeugt aber trotz aller Kreativität und Stilvielfältigkeit bereits von Anfang an. 31 KNOTS stellen in der Tat eine ganz gute Referenz dar, ebenso TOM WAITS, ansonsten lässt man noch Einflüsse aus dem Klezmer, balkanischer Folklore, Dub, Sauf-Punk und tausend anderer Stile zu. Grenzen? Gibt es hier ganz sicher nicht. BEIRUT kommen mir zwar gelegentlich in den Sinn, vielleicht auch wegen des recht markanten, kräftigen Gesangs, aber dann folgt plötzlich eine Stimme im Stile der PUPPETMASTAZ. Musikalisch auf höchstem Niveau, wird auch mal vorsichtig der Jazz touchiert, allerdings bleiben die Songs trotz aller Eigenheiten stets nachvollziehbar, ja sogar absolut eingängig, und bereits im zweiten Durchlauf erkennt man die hohe Hitdichte auf „Rabbit habits“. Wie das gelingt, bleibt wohl ihr ewiges Geheimnis. Da bewundert man in „The ballad of butter beans“ noch die Schnelligkeit des Xylophonisten, um bei „Harpoon fever“ aus dem Staunen nicht mehr herauszukommen, wie arg man einen Song doch überladen kann, ohne dass er auch nur einen Deut an Drive und Sinnhaftigkeit verliert. Vielleicht ist es auch das Schmunzeln, dass einem bei dem unerschöpflichen Fundus an Ideen und der unterschwelligen Fröhlichkeit ihrer Musik stets auf den Lippen liegt.
„Poor jackie“ würde ich mir auf meiner Beerdigung wünschen – am besten live. Der Song ist einerseits sehr morbide und melancholisch, andererseits aber auch so strange, dass man aus der Trauer die ganze Zeit wieder herausgerissen würde und sich die Gäste mindestens vor den Kopf gestoßen fühlten, wenn nicht sogar erzürnten. Eine herrliche Vorstellung. Und so passend zur Musik, die beweist, dass nicht nur Genie und Wahnsinn, sondern auch Spaß dicht beieinander liegen. Auch wenn dieses Album zu Beginn nur schwer mehrmals nacheinander zu konsumieren ist, bin ich mir doch sicher, hier bereits mein Album des Jahres gefunden zu haben. Einfach unglaublich!