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photos: Ibi Köster

Maifeld Derby 2025 (Mannheim)

Das Maifeld Derby 2025 war ein Abschied mit Anstand – und mit Haltung. Vom 30. Mai bis zum 1. Juni feierte sich das kleine, große Festival auf dem Mannheimer Maimarktgelände zum letzten Mal selbst. Über 60 Acts aus Indie, Alternative, Pop und experimenteller Musik spielten auf vier Bühnen. Es war nicht nur das Ende einer Ära, sondern auch ein leiser Protest gegen ein System, in dem für unabhängige Kulturprojekte immer weniger Platz bleibt. Festivalgründer Timo Kumpf hatte das Aus im Vorfeld nüchtern begründet: steigende Kosten, fehlende Förderung, zu wenig Rückhalt. Doch wer durch die Menge lief, sah keinen Frust. Sondern eine Gemeinschaft, die sich verabschiedet, wie man sich von einem alten Freund verabschiedet – mit Wehmut, aber auch mit Dankbarkeit.
Der erste Festivaltag begann für uns mit den letzten Minuten von ANTONY SZMIEREK. In schwarzen Outfits standen die Briten auf der Open Air Bühne, während die Sonne erbarmungslos auf das Gelände brannte. Was aussah wie eine klassische Postpunk-Band, klang eher nach THE STREETS – Sprechgesang, britischer Flow, warme Beats. Die Genregrenzen verschwimmen längst, und so passte es ins Bild, dass Joe Hicklin von BIG SPECIAL plötzlich aus dem Publikum auftauchte und Szmierek auf seinen Schultern durch die Menge trug. Eine Szene, wie sie sinnbildlicher kaum hätte sein können für die Nähe zwischen Bühne und Fans, die das Derby stets auszeichnete.

Maifeld Derby

Im Palastzelt war es derweil musikalisch wie klimatisch heiß: PEARL & THE OYSTERS spielten einen verträumten, leichtfüßigen Sommerpop, der mehr mit kalifornischen Poolpartys als mit dem Mannheimer Frühsommer zu tun hatte. Juliette „Juju“ Pearl Davis sang, spielte Synthesizer, Querflöte und zauberte mit Effektgeräten eine fragile Klangwelt, während ihr musikalischer Partner Joachim „Jojo“ Polack lässig an den Rhodes saß. Unterstützt von einer funkigen Liveband erinnerte das Set an THE CARDIGANS, mit einem Hauch HIDALGO. Schön, verspielt, charmant – und nach zwanzig Minuten auch einfach zu warm, um es noch weiter auszuhalten. Wir brachen auf in Richtung Grundversorgung.

PEARL & THE OYSTERS

Derbydollars, die hauseigene Festivalwährung, standen auf dem Plan. Doch diese Idee hatten am frühen Abend nicht nur wir: Die Schlange war lang, fast 200 Meter. Es war eine Geduldsprobe. Und doch auch ein leises Festivalwunder: Niemand drängelte, niemand schimpfte. Man wartete einfach ab bis man dran war, plauderte, trank Wasser. Es war eine jener Situationen, die man von anderen Festivals nicht kennt – aber auf dem Maifeld Derby irgendwie erwartet.

No money, no funny

So hörte ich den Auftritt von GRENZKONTROLLE nur akustisch, denn die Dollar-Schalter standen direkt hinter der Arena-Bühne. Deutschpunk mit NDW-Anleihen, dachte ich – und staunte wenig später beim Blick auf die Fotos von Ibi: Drei Männer in schicken schwarzen Anzügen, eine stilbewusste Schlagzeugerin. Nicht der Look, den man bei dem Sound erwartet hätte. Vorurteile sind ein müßiger Begleiter im Leben – und werden einem hier zurecht um die Ohren gehauen.

GRENZKONTROLLE

Weniger konfrontativ, dafür umso zarter ging es danach beim Parcours d’Amour weiter. KATE BOLLINGER, Singer/Songwriterin aus Los Angeles, spielte sich mit zartem Vintage-Indie in die Herzen eines aufmerksamen Publikums. Ihr Sound: retro und doch zeitlos, irgendwo zwischen Laurel Canyon und LoFi-Folk, begleitet von einer Band, deren namhafte Besetzung mehr verriet als ein erstes Hinhören vermuten ließ. Eine Ahnung von BEATLES lag in der Luft – aber ohne Staub.

KATE BOLLINGER

Die Arena bot danach den perfekten Kontrast. LIBRARY CARD, eine Band aus Rotterdam, brachte schroffen, kantigen Postpunk mit großem Selbstverständnis auf die Bühne. Knarzige Bässe, durchdachte Gitarrenfiguren, treibende Drums – eine Band, die nichts neu erfindet, aber alles richtig macht. Der Vergleich mit ANNE CLARK lag nahe, wurde aber durch eine gewisse Wucht übertroffen, die sich live entfaltete wie ein Sog.

LIBRARY CARD

Nach einer kleinen Pause – Summer Rolls, gut, Falafel, teuer – zog es uns zu DONNY BENÉT. Was dann folgte, war weit mehr als ein gewöhnlicher Festivalauftritt. DONNY BENÉT, Australier mit Retrocharme und augenzwinkernder Selbstinszenierung, brachte mit seinen Jungs und 70s-inspirierten Disco-Sound samt Slapbass, Saxofon und viel Groove sofort Bewegung in die Menge. Mit einem verschmitzten „We are a cool sexy band from Australia!“ begrüßte er das Publikum – und niemand zweifelte daran, dass er damit recht hatte. Perfekter Soundtrack für den lauen Abend.

DONNY BENÉT

BIG SPECIAL standen danach auf unserem Plan. Eine Band, die wir seit ihrem ersten Deutschlandauftritt 2023 verfolgen. Seitdem ging es auf der Karriereleiter steil nach oben. Auch an der Performance hat sich seitdem eine Menge getan, sind die beiden Musiker mittlerweile doch zu perfekten Entertainern gereift. Dazu die Musik, stets voll auf die Zwölf, zugleich aber schwer zu fassen. Irgendwo zwischen Soul, Punk, HipHop und Working-Class-Wut, irgendwo zwischen SLEAFORD MODS, YARD ACT und SHAME. Nicht nur live eine Bank!

BIG SPECIAL

Den geheimen Headliner kannte am Ende ohnehin jede*r: KRAFTCLUB. Ihr Überraschungsauftritt – auch wenn er nach weiteren „Überraschungskonzerten“ in Chemnitz, beim Rock am Ring, in Köln und bereits 2022 beim Reeperbahn-Festival in Hamburg keiner war – fühlte sich mehr wie ein PR-Move als eine echte Überraschung an. Dennoch: Die Chemnitzer lieferten wie immer ab, verbreiteten gute Stimmung und eine große Geste Richtung Abschied. Und wer ihnen noch nicht überdrüssig war, konnte sich über einen soliden, lauten Abschluss freuen.

KRAFTCLUB

Wir wählten dennoch den leiseren Pfad und schauten bei EEFJE DE VISSER vorbei. Was als introvertiertes Set mit Gitarre und Tonband begann, zeigte sich im Laufe des Auftritts recht wandlungsfähig und entwickelte sich immer mehr zu einem Club-Act mit stampfenden Bässen und einer ausgefeilten Choreographie. Könnte man sich sogar beim Eurovision Song Contest gut vorstellen!

EEFJE DE VISSER

Der letzte Programmpunkt des Abends wurde zur ganz persönlichen Überraschung: ZAHO DE SAGAZAN. Die junge Französin, über die in den letzten Monaten so viel geschrieben wurde, spielte ein Konzert, das weniger ein Auftritt als eine Gesamtperformance war. Ihre Musik: irgendwo zwischen Chanson, Elektro, Avantgarde. Ihre Bühnenpräsenz: mal ganz zart und unaufdringlich, im nächsten Moment extrem laut und wild! Es war weniger ein Set als ein Theaterstück – leise beginnend, laut endend, dazwischen zärtlich, dann fordernd, plötzlich stampfend. Wie sie es schafft, all diese Stimmungen so organisch zu verweben, bleibt ein Rätsel. Aber eines, dem man ergriffen folgt.
So endete der erste Tag des Maifeld Derby – nicht mit einem Knall, sondern mit einem Staunen.
Gute Nacht, Maifeld. Wir sehen uns morgen.

ZAHO DE SAGAZAN

Tag 2

Zugegeben, eine Überraschungsband stand am zweiten Tag des Maifeld Derbys nicht auf dem Plan – die Überraschungen kamen vielmehr von oben. Schon am Vormittag blinkte die Wetter-App mit einem Ausrufezeichen, und das Maimarktgelände wurde über die Screens neben den Bühnen vorsorglich auf mögliche Unwetter eingestimmt. Hagel? Sturm? Gewitter? Festivalpublikum kennt solche Vorzeichen, reagiert aber gelassener als so mancher Flughafen.

Unwetter?

Also hinein ins Palastzelt zu CHANNEL BEADS aus New York – der erste Act des Tages. Hypnotische Loops, digitale Fragmente, analoge Melancholie – Shane Lavers und sein Kollektiv verwoben Einflüsse von WARPAINT bis MASSIVE ATTACK, verbanden Emocore-Wurzeln mit Lo-Fi-Intimität, streuten Bassklarinette und Streicher dazwischen und verwandelten das Zelt in eine Art Traum-Labor für postmoderne Klangforschung. Alles schien gleichzeitig zu passieren – und genau das machte den Reiz aus.

CHANNEL BEADS

Draußen sammelten sich derweil dunkle Wolken. THEODOR auf der Hauptbühne reagierten pragmatisch: „Wir wissen nicht, wie lange wir spielen können – aber wir fangen einfach mal an.“ Im Hintergrund wurden Banner von den Bauzäunen entfernt, Veranstalter Timo Kumpf signalisierte gegenüber uns, dass eine Evakuierung zumindest vorbereitet sei. Während THEODOR sanft-jazzige Klänge durch den zunehmend drückenden Nachmittag streuten, begann ein kollektives Abwägen: Palastzelt oder Tribüne des Parcours d’Amour? Wir entschieden uns für Letzteres – regensicher, mit Dach, und einem guten Blick auf die näher rückende dunkle Wolkenfront.

THEODOR

Im Parcours d’Amour: HUBERTUS KOCH. Sonst Journalist, Podcaster, nun auch Romandebütant – und an diesem Tag wohl der entspannteste Mensch auf dem Gelände. „Gute Nachrichten, die Gewitterzelle verschiebt sich“, kündigte er an. Es wurde gelacht, gejubelt – und gleichzeitig blieb ein unbestimmtes Zittern in der Luft. Im Backstagebereich standen etwa 20 Feuerlöscher bereit, beobachtet auf dem Weg dorthin. Man hoffte, sie würden ungenutzt bleiben.

HUBERTUS KOCH

Kochs Lesung – fragmentarisch und autobiografisch – handelte von Erschöpfung und Eskapismus: Burn-Out, Drogen, Balkanflucht, Selbstbeobachtung. Wer nicht ganz vorne saß, bekam wenig davon mit. Die akustische Konkurrenz: klappernde Fahnenmasten, das Rumpeln eines herannahenden Sturms und immer wieder Blitze in der Ferne. Paradoxerweise ging es irgendwann auch in der Lesung um genau die – Blitze. Als das Wetter sich weiterhin zierte, wurde Koch gebeten, zu verlängern. „Wir lesen jetzt das ganze Buch von A bis Z, damit niemand im Sturm abhauen muss“, scherzte er. Der Satz: „Bitte bleibt unter dem Metalldach – das erscheint mir sicher“, löste kollektives Schmunzeln aus. Als er dann noch auf Nachfrage die Szene mit den albanischen Hooligans und dem Kokain ausließ („Sind hier Kinder?“ – „Okay, dann lieber nicht.“), war die Festivalrealität endgültig in einem kafkaesken Zwischenreich angekommen.
Es blieb – zum Glück – ruhig. Vielleicht nicht spektakulär für Leser:innen, aber wohltuend für alle Anwesenden. Und ein eindrucksvoller Beweis für die organisatorische Souveränität des Festivals: keine Panik, keine Eskalation, keine Überforderung. Chapeau.

Just Rain

Nach kurzer Pause zurück im Parcours d’Amour: TARA NOME DOYLE. Während ihr 2022er Album „Værmin“ in seiner Studioversion etwas eintönig daherkam, entfaltet sich live eine beinahe sakrale Zartheit. „Elfenhaft“ ist ein strapazierter Begriff – in diesem Fall aber absolut angemessen. Ein Auftritt wie ein Tagtraum. Schwerelos.

TARA NOME DOYLE

Ganz anders KING HANNAH. Ihr letztes Album: vielgelobt, ihre Live-Präsenz: ernüchternd. Klanglich blieb alles im Rahmen – zwischen Shoegaze-Nebel, Indie-Gitarren und einem gewissen Royalismus im Sound. Doch die Performance: leblos, statisch, nahezu apathisch. Selbst ein rotes Rüschenkleid konnte daran wenig ändern. Der Vergleich mit einem Pappaufsteller ist böse – aber nicht ganz unangebracht. Schade.

KING HANNAH

Einen Kontrast boten danach THE NOTWIST. Seit 36 Jahren unterwegs, kein bisschen leise – und immer noch unfassbar wandlungsfähig. Vom Punk- und Metal-Start über Electronica-Pionierarbeit bis zu japanischen Anleihen – die Weilheimer bieten kein Set, sondern eine Zeitreise. Der Bühnenaufbau wirkt eher wie ein mobiles Tonstudio, die Songs changieren zwischen Noise und Pop, Loops und Improvisation. Besonders spannend: die Vorschau auf die kommende „Pocketband“-Tour, bei der die Band auf Trio-Größe reduziert zurück zu den frühen, lärmenden Jahren kehrt. Dass sie es immer noch können, haben sie eindrucksvoll bewiesen.

THE NOTWIST

Das Tagesfinale rückte näher. PSYCHEDELIC PORN CRUMPETS oder KONSTANTIN GROPPER & FRIENDS? Wir entschieden uns für Letzteres – aus gutem Grund. GET WELL SOON gehört zu Mannheim wie die Pyrotechnik zum SV Waldhof, und auch Veranstalter Timo Kumpf, langjähriger Bassist der Band, stand für ein paar Songs mit auf der Bühne. Große Geste, große Gefühle – und Standing Ovations.

KONSTANTIN GROPPER & FRIENDS

Zum Ausklang dann noch ein Rücksturz in die Nullerjahre: FRANZ FERDINAND im Palastzelt. Die Schotten, einst Synonym für tanzbaren Indie-Rock, zeigten sich alles andere als verstaubt. Ihr neues Album „The Human Fear“ hat bereits angedeutet, dass da noch einiges geht – der Live-Auftritt bewies es endgültig. Präzise, spielfreudig, mitreißend. Keine Band, die um ihre Vergangenheit tanzt – sondern eine, die ihre Gegenwart feiert. Ein würdiger Abschluss für einen in vielerlei Hinsicht wetterwendischen Festivaltag.

FRANZ FERDINAND

Tag 3

Dritter und letzter Festivaltag. Ein letztes Mal dieses Gefühl inhalieren, das nur das Maifeld Derby erzeugt: Leichtigkeit trotz musikalischer Tiefe, Nähe trotz großer Namen. Doch statt Wehmut herrschte vor allem Vorfreude – auf die finale Etappe eines Wochenendes, das sich längst ins kollektive Gedächtnis geschrieben hatte. Der Wetterumschwung tat sein Übriges: mildere Temperaturen, mehr Wohlfühlen und mehr Raum zum Atmen.

Impressionen

STATION 17 haben wir leider knapp verpasst – schade, denn ein Update zu ihrem Auftritt aus dem Jahr 2008 auf Kampnagel hätte gut ins Bild gepasst. Stattdessen eröffneten die Londoner UGLY unseren Tag: ein Zusammenschluss von Musiker:innen, die sich am College in Cambridge fanden und Musik machen, die sich jeder klaren Einordnung entzieht. Ein bisschen MARS VOLTA, ein bisschen Kirchenchor, ein Hauch EVERYTHING EVERYTHING. „Jazz für Erwachsene“, „Progrock ohne Muckertum“ – beides trifft es und verfehlt es doch zugleich. Die Reaktionen sprachen für sich: tosender Applaus, erstaunte Gesichter – auch auf der Bühne.

UGLY

Im Palastzelt ließen sich DEADLETTER ein wenig Zeit, um das Publikum auf Temperatur zu bringen, doch dann wurde es schnell heiß. Ihr eindringlicher, zugleich tanzbarer Postpunk ließ niemanden kalt. Wo beim Molotow-Konzert einst der Schweiß von der Decke tropfte, wurde diesmal gemeinsam gehockt, gesprungen und eskaliert – exakt jene Mischung aus Härte und Hingabe, die sie ausmacht.

DEADLETTER

PORRIDGE RADIO wirkten verändert. Während ihr Auftritt im Hamburger Hafenklang im Winter 2022 noch tief in Düsternis getaucht war, zeigte sich Sängerin Dana Margolin heute in fast versöhnlicher Stimmung. Sie schrie, schluchzte, sang – wütend, verletzlich, lebendig. Ein 45-minütiger Ritt durch die besten Momente des 90s-Indierock und Grunge. Dass dies vermutlich ihr letzter Auftritt in Deutschland war – und Teil ihrer Abschiedstour – machte das Set umso intensiver. Ein leiser, lauter Abschied.

PORRIDGE RADIO

Später landeten wir eher zufällig bei MARY IN THE JUNKYARD. Die Band wirkte anfangs noch etwas verschlafen, überraschte aber sofort mit süßen, hohen Gesangslinien und fein verwobenen Melodien. Die Gitarre klang gegen Ende zunehmend verstimmt, was Sängerin Clari Freeman-Taylor augenzwinkernd auf die Hitze – und ihre kurze Nacht auf einem Techno-Dancefloor – schob. Der Bass wurde zwischenzeitlich durch eine Bratsche ersetzt. Und die Gänsehaut kam zwischendurch von ganz allein.

MARY IN THE JUNKYARD

EFTERKLANG – immer ein schmaler Grat. Ihre Konzerte können tief berühren oder zu viel wollen. Heute: beides. Der Versuch, kollektive Verbundenheit zu erzeugen, wirkte ehrlich, aber für manche vielleicht eine Spur zu feierlich. Doch die musikalische Qualität stand außer Frage, und ihre wiederholten Liebeserklärungen an das Maifeld Derby trafen ins Herz. Viermal standen sie hier auf der Bühne. Nun also das letzte Mal.

EFTERKLANG

Im Vorfeld hatte ich GETDOWN SERVICES als „netten Indiepop“ abgetan. Ein Fehler. Was das Duo auf der Arena-Bühne lieferte, war ein rauschendes Fest zwischen britischer Selbstironie und kindlicher Spielfreude. Ein bisschen THE STREETS, ein bisschen EROBIQUE, ein bisschen Pauschalurlaub-Animation auf Acid – aber alles auf beste Weise. Man konnte sich dem nicht entziehen. Und wollte es auch gar nicht.

GETDOWN SERVICES

LOVERMAN aus Belgien war uns noch vom letzten Reeperbahn Festival in der St. Pauli-Kirche in Erinnerung geblieben – als exzentrische One-Man-Show zwischen ELVIS und Tarantino. Heute trat er im Parcour d’Amour in einer Art Robin-Hood-Montur auf, doch sein Auftritt war erneut elektrisierend. Eine Performance zwischen Flamenco, Theater und dunklem Crooner-Pop – seltsam, intensiv, hypnotisch.

LOVERMAN

BEHARIE, der norwegische Musiker und Musicaldarsteller, brachte mit seiner samtigen Stimme Wärme in den frühen Abend. Soulig, sanft, mit einem Hauch Retro und dem sehr passenden Opener „We never knew“. Wer glaubt, skandinavische Musik sei immer unterkühlt, wurde hier eines Besseren belehrt. Das erinnerte stellenweise an die KINGS OF CONVENIENCE – nur mit mehr Soul.

BEHARIE

Zum Abschluss dann noch ein paar Eindrücke von BILDERBUCH, die mit einer fast meditativ entschleunigten Version von „Bungalow“ das Festival ausklingen ließen. Wie EFTERKLANG waren auch sie Wiederholungstäter – und beweisen Jahr für Jahr, warum sie so gut ins finale Kapitel eines solchen Festivals passen.

BILDERBUCH

Rückblickend war das Maifeld Derby weit mehr als nur ein Indie-Festival. Es war eine Haltung. Eine Insel für all jene, die Musik als Erlebnis, nicht als Playlist verstehen. In einer Zeit, in der die großen Festivals sich oft nur noch durch Sponsoren unterscheiden, stand das Maifeld für Kuratierung mit Haltung, für Eigensinn und Emotion. Dass es nun endet, ist ein Verlust – nicht nur für Mannheim, sondern für die gesamte deutsche Festivallandschaft.
Was bleibt, ist Dankbarkeit. Für viele mag das Maifeld Derby das erste Festival gewesen sein, auf dem sie sich wirklich gesehen fühlten – musikalisch, atmosphärisch, menschlich. Es geht, aber es hallt nach.

2011-2025