Zum Auftakt des „Kings of Psychobilly VI"-Festivals ergab sich die Gelegenheit, mit Köfte, dem Sänger der weltweit etablierten Band MAD SIN, ein kleines Gespräch zu führen. Zuerst kam es mir doch ein wenig merkwürdig vor, das Interview in einem Hotel zu führen, doch dort gab es günstiges Bier und bequeme Sitzgelegenheiten. Und so störte es auch überhaupt nicht, zehn Minuten zu warten und das Ambiente zu genießen. Doch als meine kleine Hand bei der Begrüßung in Köftes Pranke verschwand, wurde ich schon ein bisschen nervös. Aber nachdem wir gemeinsam mein Diktiergerät repariert hatten und die ersten Worte gewechselt worden waren, legte sich meine Aufregung, und das Eis war gebrochen. Was dabei dann heraus kam, war das folgende informative und unterhaltsame Gespräch…
[F]Die letzten Interviews, die ich geführt habe, waren mehr so zwischen Tür und Angel. Ist es normal, dass ihr eure Interviews in Hotels führt? Und macht es euch überhaupt noch Spaß, mehrere Interviews hintereinander zu geben? Ist es nicht langweilig, immer die gleichen Fragen zu beantworten?
[A]So manches Mal ist es wirklich ein Interview-Marathon. Es kommt schon vor, dass ich bis zu zehn Stück an einem Tag gebe, persönlich und auch per Telefon. Aber ich sehe schon zu, dass ich mir die Interviewpartner über den Tag verteile. Wenn wir unterwegs sind, bietet es sich natürlich an, die Gespräche in den Hotels zu führen. Und wir sind wirklich viel unterwegs. Wir kommen jetzt grade aus Japan und waren dort drei Wochen auf Tournee. Das war eine der längsten und besten Tourneen, die wir bis jetzt hatten. Wir waren auch auf einigen Inseln, darunter Okinawa, wo uns der Bürgermeister sogar persönlich begrüßt hat.
[F]Es ist jetzt fast genau ein Jahr her, dass ihr euer letztes Album „Dead Moon’s Calling" heraus gebracht habt. Wann dürfen wir mit einem neuen Album von euch rechnen, und wird es wieder Gastmusiker geben? Oder seid ihr zu sehr mit euren Live-Auftritten beschäftigt?
[A]Als nächstes wird eine „Live in Hollywood"-DVD herauskommen mit Interviews, Konzertausschnitten aus Amerika, Japan und dem Rest der Welt und natürlich noch mit Backstage-Aufnahmen aus den letzten Jahren. Und bei diesem Dokument „20 Jahre MAD SIN“ wird man auch über die zum Teil schlechte Ton- und Bild-Qualität hinweg sehen müssen, denn es sind halt Aufnahmen der letzten 20 Jahre. Aber es wird bald auch eine neue Scheibe geben. Ich schreibe nebenbei immer fleißig Texte für neue Songs, und wir haben jetzt auch den Pete (ehemals NEKROMANTIX) dabei, der mich auch beim schreiben unterstützt.
[F]Wie kommen eigentlich Bands dazu, das Platten-Label zu wechseln? Kam z.B. "People Like You" auf euch zu, oder wie ging das vor sich?
[A]Also, wir haben ja sehr viel gemacht; wir waren erst auf einem Hamburger Label, und das war die totale Abzocke. So ’n typisches Indie-Label, woran dann auch die Band fast zerbrochen wäre. Wozu dann auch noch kam, dass es uns zu der Zeit mehr um Partys als um die Musik ging. So ist es halt am Anfang. Wir sind dann zu Count Orlok gewechselt – ein reines Psychobilly-Label von z.B. BATMOBILE und METEORS, und haben dann den Schritt zu Polydor gewagt, dem Major-Label, aber die ganze Sache war schon ganz schön abgedreht. Wir haben dann ’ne Platte auf Malta aufgenommen, dazu noch auf sehr großen Festivals gespielt, aber auch sehr erfolgreich gespielt. Doch dann haben sie uns gedropt, weil sie sich mit Universal zusammen getan haben. Und dann war für uns die Situation da – was machen wir jetzt eigentlich? Und wir wussten nicht, wie es weiter gehen soll. Ich bin Plattensammler, natürlich Hauptbereich Psychobilly, Punk-Rock, Country und alles so im Indie-Bereich. Kannte dadurch auch "People Like You", weil die gerade die EP von den BONES und von PUBLIC TOYS heraus gebracht hatten, die ich sehr geil fand. Dann trafen wir Andre von "People Like You" auf einen Konzert in Oberhausen. Aber keiner kannte das Label, nur icke, weil ich die Platten schon hatte. Und das passte natürlich wie Arsch auf Eimer. Bisher sind wir total zufrieden mit "People Like You". Die tun wirklich viel für uns – tolle Promos, sehr gute Pressearbeit, machen klasse Deals für uns klar und unterstützen uns mit Rat und Tat, wo es nur geht. Aber wir haben auch noch Plattenverträge in anderen Ländern z.B. Japan und Amerika. Das ist also alles sehr gut vernetzt.
[F]Hat sich das Publikum in den Jahren verändert, und wie ist es in anderen Ländern?
[A]Ja klar, zuerst waren nur Psychobillys auf den Konzerten, aber im Laufe der Jahre hat sich das geändert, und das war auch unser Ziel. Wir waren immer offen für andere Szenen, denn wir waren nie eine reine Psychobilly-Band, obwohl wir aus der Szene kamen. Dadurch waren wir nicht so eingeengt wie einige andere Bands, die Ende der 80er abgekackt sind. Wir waren schließlich mit die ersten, die auf Punkrock-Konzerten gespielt hatten. Das ist mir auch sehr wichtig, dass wir diejenigen waren, die das Ding los getreten hatten, Szene-übergreifend zu spielen. Und das wurde letzten Endes auch von allen anderen aufgegriffen.
[F]Psychobilly steht ja meistens in Bezug zu Horrorfilmen und B-Movies, was sind da deine Favoriten und Lieblingssoundtracks?
[A]Ich bin natürlich großer Fan von Horrorfilmen, besonders die Sachen von Romero. Und das nicht unbedingt nur wegen der Splatter-Szenen, okay, die sind auch nicht zu verachten, aber ich sehe bei seinen Filmen auch sehr viele sozialkritische Elemente.
[F]Oder Lust, mal in einem Horror-Film mit zu spielen? Und wenn ja, eher Zombie oder doch eher der Jäger mit der Kettensäge?
[A]Ja, natürlich, und ich habe auch schon ein Angebot, dabei handelt es sich um einen französischen Road-Movie.
[F]Entwerft ihr eure CD-Cover selbst, oder habt ihr da professionelle Unterstützung?
[A]Wir müssen da leider immer auf professionelle Unterstützung zurückgreifen, da ich es leider nicht selbst kann. Dadurch ist natürlich auch noch kein Platten-Cover genau so geworden, wie ich es mir vorgestellt habe.
[F]Wie seid ihr auf den Band Namen MAD SIN gekommen?
[A]Zuerst hatten wir gar keinen Bandnamen. Dann nannten wir uns SINNER, und daraus ist später MAD SIN geworden. Mit dem Namen wollte ich auch meinen Brass gegenüber jeglicher Art von Religionen ausdrücken. Und noch ein bisschen was Abgedrehtes dazu – also MAD SIN.
[F]Ist "Köfte" ein Spitzname oder dein richtiger Name?
[A]Der Name Köfte ist in den 80ger Jahren entstanden, als die ersten Dönerläden aufmachten. Du musst wissen, ich bin zur Hälfte Araber und wusste somit, was sich hinter den Gerichten auf der Speisekarte verbirgt. Zu der Zeit war ich auch noch dünner, also habe ich mich mit den Jahren meinen Namen angepasst.
[F]Und "Deville" hört sich niederländisch oder französisch an…
[A]Deville habe ich mir ausgedacht. Ich fand das hört sich im Zusammenhang irgendwie witzig an. Ist also, ich will’s ja nicht sagen, so ’ne Art Künstlername.
[F]Wo war euer interessantester Auftritt, oder wo würdet ihr gerne mal spielen?
[A]Ja, das interessanteste was letztens das Ding bei Okinawa, das war schon ziemlich abgedreht ein Open Air auf einer so kleinen Insel…
[F]Okay, schönen Dank für das nette Gespräch.
[A]Gerne.
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