In England mag man sich vielleicht darüber streiten, ob THE METEORS oder doch eher DEMENTED ARE GO das nationale Aushängeschild des Psychobilly darstellen. In Deutschland hingegen dürfte die Antwort auf diese Frage eindeutig ausfallen: MAD SIN! Seit drei Jahrzehnten existiert die Band um das charismatische Frontmann-Schwergewicht Köfte bereits und hat seitdem hunderte von Konzerten gespielt sowie nicht weniger als zehn Alben veröffentlicht. Einige der längst vergriffenen Frühwerke erscheinen nun via Concrete Jungle Records als Re-Release in Form zweier Doppel-CDs.
Der erste Teil dieser „Mad Sin Classics“ beinhaltet die ersten beiden Longplayer „Chills and thrills in a drama of mad sins and mystery“ (1988) sowie „Distorted dimensions“ (1990) und lässt somit die Anfänge der Band noch einmal Revue passieren. Auch wenn die Berliner im Laufe der Jahre qualitativ weiter zugelegt haben, so ist es durchaus beeindruckend, wie souverän sie bereits damals ihren High Speed-Psychobilly heruntergespielt haben. Nicht umsonst hatten sie bereits damals mit „Sell your soul“ oder „The walltown“ einige Szene-Hits zu bieten, die bis heute fester Bestandteil ihrer Konzerte sind.
Auf der zweiten Doppel-CD folgen dann die Alben „Break the rules“ (1992) und „A ticket into underworld“ (1993). Zwischenzeitlich ist das einstige Trio zum Quartett angewachsen, was sich auch im Songwriting niederschlägt. MAD SIN öffneten sich zunehmend auch anderen Musikstilen, was sich neben den deutlich härteren Gitarren auch in der Auswahl von Coverstücken widerspiegelt. So findet man auf „Break the rules“ mit „All hell breaks loose“ und „She´s the one“ auch Neuinterpretationen von MISFITS- und RAMONES-Stücken. Trotz nach wie vor vorhandener typischer Psychobilly-Trademarks wie Rim Shots oder rasend schnellem Kontrabass-Slapping lässt sich somit zumindest das Album „Break the rules“ durchaus in die Kategorie „Horrorpunk“ einordnen, während das nachfolgende Werk „A ticket into underworld“ wieder einen Schritt zurück zu den Psychobilly-Wurzeln geht.
Aber was rede ich – die meisten MAD SIN-Fans werden die hier aufgeführten Alben natürlich längst kennen und ihr Eigen nennen. Alle anderen haben dank dieser remasterten Wiederveröffentlichungen die Möglichkeit, die Lücken in der Sammlung für schmales Geld zu füllen.