WAX MANNEQUIN – No safe home

Da ist er wieder. Chris Adeney. Alias WAX MANNEQUIN. Der Mann, der den Düster-Folk so intensiv zelebriert, dass man meint, ihm dabei in die Seele schauen zu können. Und interpretiert man „No safe home“ richtig, dann kann man das auch. Mit diesem nunmehr sechsten Album bleibt sich Adeney selbst treu, klingt ab und zu etwas heller in der Stimme, bleibt musikalisch aber meist spartanisch und eindeutig. Es sind die kleinen Feinheiten, die die Folkmusik von WAX MANNEQUIN so interessant machen, diese kleinen, versteckten Streicher, der gedoppelte Gesang, der seltsam rumpelige Bass, all das lässt einen immer wieder aufhorchen. Owen Ashworth, Conor Oberst oder auch Tom Waits kommen einem in den Sinn, aber Adeney bleibt Adeney, besonders, anders, ehrlicher und selbstreferentieller. Er erzählt uns das, was er auf seinen einsamen Reisen erlebt und die Geschichten davon, wie das Leben eben so spielen kann, wenn man es an der langen Leine hält, weil man selbst an der kurzen gehalten wurde. „Black bells“ singt davon ein Lied. Und wenn sich dann der Song auf die Gitarre, den Gesang und das Pfeifen reduziert, dann wird man den Eindruck nicht los, mitten in einem düsteren Western oder Tarantion-Film gefangen zu sein. Was ja nun nicht das Schlechteste ist, was man über die Wirkung von Musik sagen kann. Dabei klingt WAX MANNEQUIN manchmal so zart, so verletzlich, dass man gar nicht dieses Bild des bärtigen Eigenbrötlers vor sich hat, das Adeney bietet. Ein Mensch, der uns teilhaben lässt an dem, was das Leben mit und aus ihm gemacht hat. Dafür schon allein gebührt ihm Dank. Dass er es auf eine Art und Weise tut, die dem Hörer ab und an fast Tränen in die Augen treibt, darf als großes Zubrot gewertet werden.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.