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LYGO – Lygophobie

 
Als LYGO im Jahr 2014 ihr erstes Album „Sturzflug“ veröffentlicht haben, war ich völlig geflasht. Ein hochenergetisches (Post-)Punk-Album, das sich im Spannungsfeld von Bands wie FRAU POTZ, FJØRT oder TURBOSTAAT bewegte und trotzdem über eine unverkennbare eigene Note verfügte. Auch die darauf folgenden Veröffentlichungen „Misere“ und „Schwerkraft“ standen dem in nichts nach, von den überzeugenden Live-Qualitäten der drei Rheinländer ganz zu schweigen. Dass das neue Werk „Lygophobie“ hingegen ein paar mehr Anläufe benötigte, bis es mich ebenfalls überzeugt hat, könnte möglicherweise daran liegen, dass sich die Band inzwischen hin und wieder auch mal kleine musikalische Verschnaufpausen gönnt. So kommen in Liedern wie „Kein Fahrtwind“, „Warmes Bier & kalter Kaffee“ oder „Kommentarspalte“ vermehrt Indie-Elemente zum Zuge, insgesamt wirkt das Songwriting auf mich auch etwas mutiger und komplexer als in der Vergangenheit. Doch mit jedem weiteren Hördurchgang wird das Album greifbarer, fügt sich mit LYGO-typischen Stücken wie „Schockstarre“, „Fight Club“ oder „Feuerzeug“ zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen und offenbart nach und nach auch seine hymnischen Momente. Eine tiefergehende Auseinandersetzung sei ebenso hinsichtlich der Texte empfohlen, denn neben persönlichen Themen werden auf „Lygophobie“ auch gesellschaftliche Probleme wie beispielsweise toxische Männlichkeit oder Vereinsamung aufgegriffen. Insofern sollte man sich durchaus etwas Zeit nehmen, das Album zu erkunden. Dass es sich lohnt, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.
 

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.