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LUBOMYR MELNYK – Corollaries

Du suchst ständig nach Action? Deine Freunde bezeichnen Dich als abenteuerlustig, andere Leute nehmen Dich als Hansdampf in allen Gassen wahr? Ruhig da sitzen und Tee trinken empfindest Du als Graus, und spazieren gehen überlässt Du lieber Deinen Großeltern? Dann ist die Musik von LUBOMYR MELNYK ganz sicher nichts für Dich. Oder aber genau das Richtige.
LUBOMYR MELNYK ist ein ukrainischer Pianist, der als Pionier der „Continuos Music“ gilt, die sich vom klassischen Klavierspiel stark unterscheidet. Durch schnelle Tonfolgen und ein gedrückt gehaltenes Pedal wird durch Resonanz und entstehende Obertöne eine Art „Wall of Sound“ kreiert, die, entsprechend der Harmoniewechsel, einen stehenden Ton oder einen verwaschenen Sound mit ineinander über fließenden Akkorden erzeugt. Melnyk wird in diesem Jahr 65 Jahre alt, bei „Corollaries“ handelt es sich um seine 17. Veröffentlichung, jedoch um das erste Album für Erased Tapes. Warum also jetzt der Wechsel zu einem vergleichsweise jungen Label? Ausschlaggebend war sicherlich das Aufeinandertreffen des Ukrainers mit PETER BRODERICK und NILS FRAHM auf dem Ambientfestival in Köln. Warum nicht seine Continuos Music mit Ambientklängen verbinden? Und tatsächlich geht die Rechnung auf, die Zusammenarbeit mit PETER BRODERICK, samt Unterstützung von NILS FRAHM und MARTYN HEYNE, klingt wie ein homogenes Gesamtwerk, ohne dass sein bisheriger Stil dadurch verwässert wird. Vielmehr klingt Melnyks Musik noch hypnotischer als zuvor, wobei seine virtuosen Fähigkeiten auf „Corollaries“ dafür nicht so sehr zur Geltung kommen wie in seinen vorherigen Werken. Das ist etwas schade, weil im Songwriting innerhalb der Stücke nur wenig Veränderung stattfindet, was bei Songlängen von bis zu 19 Minuten teilweise doch ein wenig ermüdend wirkt. Aber vielleicht ist das auch die falsche Herangehensweise an dieses Album. Wenn Melnyk schon mit Ambient-Musikern zusammenarbeitet, darf man die Absicht, eine hypnotische Wirkung zu erzeugen, vielleicht nicht außer Acht lassen. Das ist ihm mit diesem Album definitiv gelungen, und das Artwork von Gregory Euclide (u.a. das letzte Albumcover von BON IVER) steht dem in nichts nach.