Das Presseinfo spricht von 70’s Style Guitar Rock grandeur und pre-weird RADIOHEAD und liegt damit gar nicht mal so falsch. Doch sind das nur Facetten, denn eigentlich klingen LOVEDRUG in jedem Song anders, wird man in jedem Song irgendwie an andere erinnert. Bevor das jetzt in den falschen Hals rutscht, muss ausdrücklich betont werden, dass kein einziger Song zu einer schnöden Kopie verkommt. Geradezu unverschämt routiniert und selbstbewusst mischen LOVEDRUG auf ihrem dritten Album „The sucker punch show“ unterschiedlichste Einflüsse von progressiven Rock bis zu schwelgerischem Indiepop zusammen und erwischen einen damit ein ums andere mal. Ähnliche Chuzpe kennt man vielleicht von JANE‘S ADDICTION bzw PERRY FARRELL. Der schroffe Opener „Let it all out“ täuscht Kratzbürstigkeit vor, aber schon die beiden folgenden Songs „Only one“ und „Blood like“, sowie „Broken home“ oder die tollen Balladen „Fake angels“ und „My world“ überschwemmen einen mit ihrer Emotionalität und Melodiösität. Wiederstand zwecklos. Wenn das keine Hits werden, weiß ich auch nicht. Dass LOVEDRUG auch anders, nämlich richtig derbe abrocken können, zeigen sie mit „Everyone needs a halo“. Ein Ausflug an den Prog-Rock-Rand? Bitte schön! „The dirtiest queen“ und das nicht mal peinlich. Überhaupt überzeugen die ausgefuchsten, aber nie zu überfrachteten Arrangements. Dankbar nimmt man zur Kenntnis, dass die Keyboards subtil und mit Fingerspitzengefühl eingesetzt werden und somit gar nicht erst diese schreckliche 80er-Jahre-Käsigkeit aufkommen lässt, die momentan an jeder Ecke lauert. „The sucker punch show” wäre fast eine uneingeschränkte Kaufempfehlung wert, wenn das Quartett aus Alliance/Ohio nicht ab und an übers Ziel hinausschießen und gegen Ende des Albums den Faden verlieren würde. So wandelt „Borrowed legs“ knietief am Rande des Kitsches, wabert „Hante’ bruit“ durch nebulöse Soundscapes und bilden die beiden total ausgebremsten Songs „Panicked witness“ und „Dying days“, letzterer ganz besonders an RADIOHEAD erinnernd, ein Albumende, das man sich gerne etwas lebhafter wünschen würde. Beide Songs überzeugen durch ihre Ergriffenheit, doch zu viel Mousse au Chocolat auf einmal verträgt halt auch der beste Gourmet nicht. Die Produktion ist über alle Zweifel erhaben. Kein Wunder, saßen doch mit Produzent Michael Beinhorn (u.a. SOUNDGARDEN, RED HOT CHILI PEPPERS) und Engineer Eric Stenmann (u.a. DASHBOARD CONFESSIONAL) zwei absolute Garanten für massenkompatible Produktionen an den Knöpfen. Das Album kommt mit einem Zwölf-Song-Bonusalbum, das der Promotionversion aber nicht beilag, so dass zum eventuellen Mehrwert an dieser Stelle nichts gesagt werden kann.