Ein Philharmonie-Orchester covert bekannte Videospiel-Melodien, analog goes digital, Klassik meets Neuzeit. Das könnte richtig in die Hose gehen oder genial werden.
Dass das vorliegende Projekt nicht total misslingen kann, erkennt man schon daran, dass man nicht die Schüler-Band aus Castrop-Rauxel ins Studio bittet, sondern mit dem London Philharmonic Orchestra (LPO) eines der besten Orchester weltweit ausgesucht hat.
Dabei ist dies für das LPO keineswegs Neuland. Neben unzähligen klassischen Konzerten nahm man bereits Soundtracks für diverse Filme auf (u.a. Herr der Ringe), interagierte mit verschiedenen Bands (z.B. NIGHTWISH) und widmete LED ZEPPELIN ein Coveralbum. Berührungsängste mit klassikfremden Bereichen gab es hier also bereits zuvor nicht. Auch die Verbindung in Richtung Multimedia ist nicht neu: für „Tomb Raider“ schrieb man die Titelmelodie, für „Xenosaga“ sogar den gesamten Soundtrack.
Und tatsächlich gelingt die Kombination Videospiel und Klassik ausgesprochen gut. Dass man sich Rollenspiele gut mit pompöser Musik vorstellen kann, liegt nahe, aber auch die Melodien zu simplen Jump-and-Runs wie Super Mario Brothers, Klassikern wie Tetris und neueren Sachen, wie dem erfolgreichen Angry Birds, geben im Klassik-Gewand eine ausgesprochen gute Figur ab. Und zugleich beruhigt sich vielleicht der ein oder andere fragwürdige Moralapostel, der Videogames für das Ende der abendländischen Kultur verantwortlich macht, wenn er erfährt, dass sein computerbesessener Enkel sich plötzlich für Klassik interessiert.