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LLES – Lost times

Schwer vorstellbar, dass hinter LLES dieselbe Person steckt, die durch Songs wie „Komplett im Arsch“ eine ganze Punkrock-Generation mitgeprägt hat. Ist aber so, denn Christoph Sell war über zehn Jahre lang Gitarrist bei FEINE SAHNE FISCHFILET und zeigte sich für einen erheblichen Anteil des Songwritings der Band verantwortlich. „Lost times“ hat mit Punkrock hingegen überhaupt nichts zu tun, sondern präsentiert sich als nachdenkliches, mitunter auch intim wirkendes Pop-Kleinod, das sich in erster Linie durch sein detailverliebtes Songwriting abhebt, welches das Spannungsfeld zwischen Songwritermusik, Synthie-Pop und Indie behutsam abtastet. Neben vielen inhaltlich sehr persönlichen Songs (entgegen des englischen Albumtitels singt LLES ausschließlich auf Deutsch) finden sich hier auch politische Aussagen, wie beispielsweise im Stück „Ich lerne ihre Namen“, welches den Opfern des rechtsradikalen Attentats von Hanau sowie den Toten der NSU-Morde gewidmet ist. Insofern erfüllt „Lost times“ so gut wie alle Ansprüche, die man an ein zeitgemäßes, unpeinliches Pop-Album fernab des Mainstreams haben kann.

Meine Bewertung

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.