LINDI ORTEGA – Cigarettes & truckstops

Country-Musik ist beim Blueprint-Fanzine ein, nun ja, eher selten gesehener Gast. Sicherlich wird in den Tonträgersammlungen unserer Schreiber die eine oder andere JOHNNY CASH- oder HANK WILLIAMS-Scheibe zu finden sein, und auch das Schaffen von Alternative-Country-Musikern wie DIGGER BARNES wurde hier bereits des öfteren gewürdigt, doch im großen und ganzen überlassen wir dieses Territorium lieber verschwitzten Brummi-Fahrern, konservativen Rednecks oder den Mitgliedern des GUNTER GABRIEL-Fanclubs Castrop-Rauxel-Süd. Die Kanadierin LINDI ORTEGA hingegen lässt selbst einen überzeugten Punkrock-Hörer wie mich aufhorchen: Mit „Cigarettes & truckstops“ legt sie ein Album vor, welches von Seiten der Instrumentierung zwar komplett im traditionellen Country-Gewand gehalten ist, dabei jedoch nahezu vollständig auf den diesem Genre oftmals anhaftenden Pathos und altmodischen Südstaaten-Muff verzichtet. Vielmehr schafft LINDI ORTEGA es, den zehn Stücken auf dieser Platte trotz Bewahrung traditioneller Wurzeln einen frischen Anstrich zu verleihen und verfügt zudem über eine vereinnahmende Stimme, die eine einzigartige Mischung aus Melancholie und Hoffnung verkörpert. Mein persönlicher Favorit ist dabei das extrem sentimentale Stück „High“, ein ganz klarer Fall von Ganzkörper-Gänsehaut. Doch auch Lieder wie „Don´t wanna hear it“ oder „Heaven has no vacancy“ bilden einen hervorragenden Soundtrack für den mentalen Roadtrip. Wenn schon Country-Musik, dann bitte genau so! Mit besten Empfehlungen nach Castrop-Rauxel-Süd.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.