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LEONIDEN – s/t

Wie schafft man es mit seinem Debütalbum auf einem neugegründeten bandeigenen Label, eine ganze Seite in der Intro zu bekommen? Fast unmöglich. Doch LEONIDEN haben es geschafft. Am 24. Februar veröffentlichten sie nach anderthalb Jahren Arbeit ihr unbetiteltes Album auf Two Piece Sign Records, und sie haben diese Aufmerksamkeit absolut verdient. Denn man merkt dem Album eine abgeklärte Eigenständigkeit an, und zugleich wildern LEONIDEN scheuklappenfrei in sämtlichen Gefilden der Pop- und Rockmusik herum, wie man es sonst selten erlebt. Dies beantwortet allerdings noch nicht die Ausgangsfrage.
Tatsächlich sind LEONIDEN keineswegs Neulinge, wie man es vielleicht denken könnte. Hervorgegangen sind sie vor gut zehn Jahren aus einer Kieler Schülerband, damals noch unter dem Namen LEONIDEN CABARET. Schon zu Beginn öffneten sie sich ohne Bedenken selbst gegenüber ausgefalleneren Genres wie Prog-Rock und Psychedelic. Jedoch ist in der vergangenen Dekade viel passiert. Die ursprünglich achtköpfige Truppe wurde auf fünf Personen konzentriert, mit dem Wechsel am Mikro zu Jakob Amr (u.a. ZINNSCHAUER und TROUBLE ORCHESTRA) orientierte man sich verstärkt in Richtung Eingängigkeit, und die damals noch etwas ziellos mäandernden Songs wurden auf ihre Essenz verdichtet und unnötige Parts kompromisslos herausgestrichen. Passend dazu wurde auch der Bandname auf LEONIDEN verkürzt. Das Ergebnis von alldem ist dieses Album, das sich genauso bei MARS VOLTA wie auch bei JUSTIN TIMBERLAKE bedient, die Grenzen von Shoegazer, Indie und R’n’B gnadenlos sprengt und dabei so selbstbewusst nach vorne blickt, als ob es eine Selbstverständlichkeit ist. Dass es sich bei den fünf Herren um absolute Ausnahmemusiker handelt, spielt ihnen ganz sicher in die Karten. Auch wenn mir persönlich ein Tick zu viel Poppathos auf dem Album versammelt ist, ist sich die hiesige Musikpresse bereits einig: hier kommt das nächste große Ding für den bevorstehenden Festival-Sommer, vielleicht sogar im internationalen Raum. Man darf gespannt sein, ob sich die großen Labels anschließend nicht doch in den Allerwertesten beißen werden, diese Band nicht gesignt zu haben.