In der Neoklassik wird aufgerüstet. Reichte es zu Beginn dieses Jahrzehnts noch aus, sich auf sanfte Pianoklänge zu konzentrieren und diese maximal mit zarten Electronica zu kombinieren, so konnte man ÓLAFUR ARNALDS kürzlich im Londoner Palladium zusammen mit einem Streicher-Ensemble, zwei halb-selbstspielenden Klavieren, Synthies und einem Schlagzeuger zusammen auf der Bühne sehen. Auch der erfolgreichste Komponist der Modern Classic, LUDOVICO EINAUDI, verließ sich auf seinem letzten Album „Elements“ nicht nur auf seine Fingerfertigkeiten am Klavier, sondern wechselte zusätzlich an die Fender Rhodes und die Gitarre und ließ sich zudem von keinem Geringeren als Daniel Hope an der Geige und dem Kammerorchester Amsterdam Sinfonietta begleiten.
Da verwundert es kaum, dass auch der Pianist mit der Maske, besser bekannt als LAMBERT, auf seinem neuen Album mit Brookln Dekker einen Mitmusiker gesucht und gefunden hat. Oder muss man LAMBERT & DEKKER als Nebenprojekt des RUE ROYALE-Sängers betrachten? Im Grunde ist es egal, betrachten wir LAMBERT & DEKKER einfach als neue Kollaboration zweier befreundeter Musiker, die genaugenommen jedoch bereits vor zehn Jahren in Utrecht ihren Ursprung fand. Und tatsächlich ergänzen sich die zarten Pianoklänge von LAMBERT, die hier so sanft aufgenommen wurden wie auf CHILLY GONZALES‘ „Solo Piano“-Alben, mit Broolns warmer Stimme vortrefflich. Erweitert wird das Ganze um gelegentliche Streicher- und Elektro-Einsätze, die jedoch meist so dezent gesetzt sind, dass man sie kaum wahrnimmt. Dies ist jedoch auch das Manko an „We share phenomena“ – trotz aller wohligen Atmosphäre driftet die Musik ab und an auch in die Bedeutungslosigkeit ab, und verglichen mit RUE ROYALE gelingt es LAMBERT & DEKKER nur bedingt, einen Wiedererkennungswert in ihrer gemeinsamen Musik zu setzen. Dass ihr Debüt sich aber dennoch hervorragend dazu eignet, die Gedanken schweifen zu lassen, steht dabei außer Frage.