Wenn man als Schreiberling für eine Veranstaltung akkreditiert wird, so geschieht dies selbstverständlich nicht nur, um ein Informationsbedürfnis seitens der geneigten Leserschaft zu stillen, sondern immer auch um zu werben. Und da der „Sommer in Altona“ im Laufe dieses Monats noch einige hochkarätige Veranstaltungen auf dem Plan hat, möchte ich genau dies hier tun.
Etwas verwirrt waren sowohl ich als auch meine Begleitung zunächst, als wir das Veranstaltungsgelände betraten und das kleine Zirkuszelt sahen. Wir suchten ein größeres, denn in diesem kleinen Zelt sollte doch nicht etwa LAMBCHOP spielen. Doch so sollte es sein, ein anderes Zelt war nicht da, und das versprach schon vor dem Konzert einiges, denn vor nicht einmal dreihundert Gästen eine seiner Lieblingsbands zu sehen, verspricht Besonderes. Immerhin hat diese Band vor nicht einmal fünf Monaten in der mal wieder ausverkauften Elbphilharmonie gespielt.
Den Auftritt auf dem „Sommer in Altona“ bestritt die Band um Sänger Kurt Wagner zu dritt mit dem Bassisten Matt Swanson und dem Pianisten Tony Crow. Die Frage aus dem Publikum, wo denn bitte der Schlagzeuger sei, wurde wortlos mit einem Fingerzeig auf das Macbook beantwortet. Und gewissermaßen, so bemerkte Herrn Wagner gegen Ende des Konzerts augenzwinkernd, schloss sich damit ein Kreis, denn als die Band 1986 begann, bestand sie ebenfalls nur aus drei Leuten plus einem Drumcomputer.
Gespielt wurde folgerichtig fast ausschließlich Material des aktuellen Albums „Flotus“, auf dem die Band erstmals verstärkt mit elektronischen Elementen arbeitete, die sich aber nie zu weit in den Vordergrund drängen, sondern auf reduzierte Flächen, Beats und insbesondere Stimm-Manipulation beschränken. Und mit eben dieser hatte Kurt Wagner, der das Konzert nicht wie üblich sitzend bestritt, sondern mehr als sonst den Frontmann gab, offensichtlich jede Menge Spaß.
Passend zum fast schon familiär kleinen Rahmen des Konzerts spielte die Band nie lauter als in gehobener Zimmerlautstärke und erreichte damit eine wohlige Intensität, in der jedes noch so kleine Detail seinen Platz fand. So war der Anschlag der Gitarrensaiten zuweilen lauter als das verstärkte Signal zu hören, jede Mundbewegung von Herrn Wagner als solche wahrzunehmen. Für die Unterhaltung zwischen den Songs fühlte sich Tony Crow verantwortlich, der zwei oder drei Witze über die derzeitige US-Regierung zum Besten gab, keine sonderlich guten zwar, aber über die Minister müsse man sich mit dem Lustigmachen beeilen, man wisse schließlich nie, wann sie wieder entlassen würden.
Schön war es, darin waren sich an diesem Abend alle einig, so ließ die Band sich noch zu einer zweiten Zugabe hinreißen, obwohl sie schon länger gespielt hatten, als vereinbart war.
Werbung war dieses Konzert allein aufgrund seiner Atmosphäre, für den „Sommer in Altona“ und wer diese am vergangenen Dienstag verpasst hat, hat noch den ganzen August Zeit, sich zu überzeugen. Vielleicht bei STEREO TOTAL, vielleicht bei BRANT BJORK oder JOCHEN DIESTELMEYER. Das komplette Programm kann hier eingesehen werden.