You are currently viewing U2 – Buenos Aires, Baby

U2 – Buenos Aires, Baby

Massenveranstaltungen sind ja nicht das meine. Und im normalen Leben würde ich U2 auch nur geschenkt mitnehmen. Aber schließlich ist man hier im Urlaub, die Ticketpreise auf dem Schwarzmarkt immer noch günstiger als in Deutschland, und immerhin war man mal großer U2-Fan in der Jugend.
Aber mal der Reihe nach. U2 spielen heute die erste von zwei ausverkauften Shows in Folge im River Plate Stadion in Buenos Aires. Die ganze Stadt scheint nur noch ein Thema zu kennen. Egal wo man hinkommt, U2 sind omnipräsent. Für den Abend haben wir eigentlich schon andere Pläne. Die Pläne tauchen allerdings nicht auf, informieren uns netterweise aber noch per Mail, dass sie doch noch an Tickets für die heutige Show gekommen sind. Da ist es bereits viertel nach acht. Spontaneität ist alles, und keine zehn Minuten später sitzen Angie und ich im Taxi zum Estadio River Plate. Noch mal zehn Minuten später haben auch wir Tickets auftreiben können. Rangplätze. Auch gut.
Als wir im Stadion sind, sagen FRANZ FERDINAND gerade „Buenas noches“. Verdammt! Eben noch in unfassbare Glückseligkeit ausgebrochen, dass wir nun auch noch FRANZ FERDINAND dazu bekommen, und dann sehen wir Alex Kapranos gerade noch von hinten. Aber wir sind ja auch wegen U2 hier. Und was einen da erwartet, ist vorher schon klar: Die perfekt strukturierte Greatest Hits-Show. Hat irgendwie schon einen seltsamen ROLLING STONES-Beigeschmack.
Die Bühne besteht aus einem vielleicht dreißig Meter hohem Halbrund für die perfekte Lightshow inklusive visuellem Overkill, jeweils noch flankiert von zwei Mega-Leinwänden. Die Stimmung im Stadion ist das, was man wohl bombig nennt. Das lateinamerikanische Temperament – Klischee hin oder her. Die Zwischenansagen kommen in fließendem Spanisch. Ja prima, war ohnehin eine brillante Idee, durch Argentinien zu reisen, ohne ein Wort Spanisch zu können.
In der Mitte des Sets gibt es mit „Miss Sarajevo“ den vielleicht besten, weil eindringlichsten Song des Abends. Gänsehaut. Dass anschließend die Menschenrechte über die Leinwand flimmern, ist allerdings etwas dick aufgetragen. Aber das kennt man ja – Bono, der Gutmensch und Freizeit-Politiker. Das fröhliche Miteinander der Weltreligionen wird ebenfalls proklamiert. Massenkompatible politische Erziehung in Pop. Nun, auch das ist U2.
Es gibt zwei Zugabenblöcke. Den Abschluss bildet „All i want is you“, das in “Love is blindness” übergeht. Zwei Stunden und zwanzig Minuten. Über zwanzig Songs aus über zwei Jahrzehnten. Zweiundzwanzig Grad Außentemperatur.
Ich muss sagen, ich bin beeindruckt. Trotz Massenveranstaltung. Angie lebt ihren Enthusiasmus eher im Stillen aus. Und unsere Abendpläne waren ebenfalls begeistert, wie sie uns am nächsten Tag versichern.