2013 ist unser Jahr. Warum das? Wir feiern unser zehnjähriges Jubiläum. Hervorgegangen aus newwind.de gingen wir im September 2003 mit blueprint-fanzine.de an den Start und haben auch nach mehr als 4.000 Reviews und über 200 Interviews nicht genug. Zehn Jahre, in denen sich an die 75 Schreiber am musikjournalistischen Schreiben versuchten, in denen wir unseren Senf als Omas-Teich-Bandjury abgaben und auf demselben Festival in Omas guter Stube zusammen mit den Fans und Bands wie JUPITER JONES, FRANK TURNER, THE WOMBATS und den DONOTS die Kochlöffel schwangen.
Wir danken den mit uns zusammenarbeitenden Labels, Promo- und Tour-Agenturen, den Bands, die uns ihre Alben direkt zuschicken, und vor allem Euch! Denn was wäre ein Fanzine schließlich ohne seine Leser!
Wenn Ihr Euch als Schreiber, Programmierer oder anderweitig engagieren wollt, freuen wir uns über Eure Zuschriften.
Und als Dankeschön planen wir im Herbst/Winter 2013 eine kleine Überraschung für Euch. Aber bis dahin ist ja noch ein wenig Zeit.
Deshalb zunächst: die Kurzreviews.
ADRIANO BATOLBA ORCHESTRA – "Live´n´loud" (Label: Frankie Boy Records, VÖ 26.10.2012)
(bc) Adriano Batolba hat in den letzten Jahren unter anderem als Gitarrist von DICK BRAVE AND THE BACKBEATS Erfolge gefeiert und gilt hierzulande als einer der versiertesten Rockabilly-Gitarristen. Für sein neues Projekt ADRIANO BATOLBA ORCHESTRA hat er eine regelrechte Big Band um sich gescharrt und kombiniert Rockabilly-Klänge mit Jazz- und Swing-Passagen, wobei besonders die Bläsersektion den Stücken eine markante Note verpasst. Neben sechs Live-Stücken gibt es noch zwei Studio-Bonussongs zu hören. Insgesamt ganz nett, aber für meinen Geschmack klingt das Ergebnis etwas zu sehr nach großer Fernseh-Gala. (5)
http://www.myspace.com/adrianobatolbaorchestra
ARTIFICIAL BROTHERS – "Make our hearts sway" (Label: Für Records, VÖ: 21.09.2012)
(so) Düsterer Alternative aus Dänemark. Abwechslungsreich und kraftvoll, dennoch nicht endgültig packend. Nette Gitarrenmelodien treffen auf doomige Drums, ohne jedoch den letzten Kick setzen zu können, um in der Seele haften zu bleiben. Herbstmusik, ohne Zweifel. (5)
http://www.myspace.com/artificialbrothers
BLUENECK – "Epilogue” (Label: Denovali Records, VÖ 19.10.2012)
(bc) Auch auf ihrem dritten Album unterstreichen BLUENECK, dass sie spielerisch ganz weit vorne in der Postrock-Liga mitspielen können. Die acht Stücke sind eine bis ins letzte Detail durchgeplante Reise durch atmosphärische Klangwelten, bei der ausschließlich der Weg das Ziel zu sein scheint. Jedenfalls nehmen sich die Briten alle Zeit der Welt, ihre Musik wirken zu lassen, so dass "Epilogue" fast schon wie ein Soundtrack wirkt. Die Bilder dazu müsst ihr euch jedoch selber ausmalen… (6)
http://www.myspace.com/blueneck
CRUTCH – "Back to instincts" (Label: Blackforrestcherrycake Records, out now)
(bc) Feuriger Alternative-Rock mit Sängerin – wer denkt da nicht automatisch an SKUNK ANANSIE? Sicherlich haben CRUTCH diesen Vergleich schön des Öfteren gehört, doch schämen brauchen sie sich dafür nicht. Immerhin liefern sie mit ihrer EP "Back to instincts" fünf durchaus solide Stücke ab, die durchaus das Potenzial besitzen, im Programm der einschlägigen Rockmusik-Radiosender Einzug zu halten. Bleibt nur noch zu klären, was das seltsame CD-Cover ausdrücken soll – "File under: Cumshot"?! (6)
http://www.myspace.com/thecrutchrock
EINAR STRAY – "For the country" (Label: Sinnbus, VÖ 12.10.2012)
(jg) "Chiaroscuro", das Debütalbum des jungen Norwegers EINAR STRAY, gehört sicherlich zu den Alben des Jahres. Mit "For the country" folgt nun eine EP, die eine editierte Version von "Caressed" enthält, ein Stück, das man bereits vom Album kennt, sowie drei neue Songs. Bei dem Titelstück handelt es sich um einen A-capella-Song, der sich kritisch mit den Missständen auf der Welt auseinandersetzt. Warum auch nicht hier mal alles auf das Nötigste reduzieren? Gute Idee, wobei mich der Song musikalisch am wenigsten reizt. Da haben mich manche Singer/Songwriterstimmen aus der letzten Zeit doch mehr begeistert. Die zwei weiteren, wieder opulent instrumentierten Stücke lassen jedoch die Freude auf das nächste Full Length weiter wachsen. (6,5)
http://www.myspace.com/einarstraymusic
GHOST OF A CHANCE – "Shorelines EP” (Label: Midsummer Records, VÖ: 07.09.2012)
(jg) Singer/Songwriter, die zuvor in mehr oder minder erfolgreichen (Post-)Punk/Hardcore-Bands gespielt haben? FRANK TURNER, CHUCK RAGAN, ROCKY VOTOLATO, TIM BARRY… Die Liste ist unerschöpflich. Offensichtlich ist irgendwann Schluss mit Lärm und die Zeit für ruhigere Momente gekommen. Da reiht sich Tobias Heiland aka GHOST OF A CHANCE nahtlos ein und klingt dabei erfreulich undeutsch. Im Frühjahr folgt bereits das erste Full Length des Singer/Songwriters aus Mainz. (6,5)
http://www.myspace.com/aghostofachance
JOGA CLUB – "Mosaik Musik” (Label: Timezone, VÖ: 12.10.2012)
(so) PUR treffen SILBERMOND und machen Musik zu Texten, die sie wahrscheinlich sehr ernst meinen. Das ergibt dann nicht nur Pop, nein, das ergibt JOGA CLUB aus Osnabrück mit ihrem zweiten Longplayer "Mosaik Musik". "Ich habe eigentlich einen Plan". Eigentlich. Eben. Eigentlich. Selbst der Dorfdiscobeat darf da nicht fehlen. Na, das dürfte euch doch interessieren, hm? Nicht? Kann ich verstehen. Unnötig wie zwei Kröpfe. Danke, aus. (1,5)
http://www.myspace.com/jogaclub
KILIANS – "Lines you should not cross” (Label: Grand Hotel van Cleef, VÖ: 24.08.2012)
(jg) Es sah alles nach einer ordentlichen Karriere aus: Bester Newcomer und bester Liveact bei 1LIVE, ein Major-Deal bei Universal, Support für COLDPLAY. Was soll da noch kommen? Mit ihrem dritten Album schaltete man (gezwungenermaßen?) einen Gang zurück und veröffentlicht nun bei GHvC. Und man stellt fest: das mainstreamigste Album, das Herr Uhlmann je herausgebracht hat. An der Produktion gibt es nichts zu bemängeln, die Songs haben schöne Hooklines zu bieten, aber letztendlich schreiben Bands wie HARD-FI und THE KILLERS dann doch die besseren Hits. (4,5)
http://www.myspace.com/thekilians
MARDI GRASS.BB – "Crime story tapes” (Label: Hazelwood Vinyl Plastics, VÖ: 05.10.2012)
(jg) Was soll man zur MARDI GRASS.BB noch sagen, außer dass sie bereits ihr 20jähriges Bühnenjubiläum feiert? Man könnte ihr neues Album musiktheoretisch zwischen "schwarzer" und "weißer Musik" einordnen, man könnte "Crime story tapes" auch mit den neun vorherigen Alben vergleichen, oder aber man kann sich einfach fallen lassen und feststellen, dass es kaum einer anderen Band gelingt, ein solches Kopfkino auszulösen. Kaum legt man die CD ein, wähnt man im New York der Vierziger Jahre, nicht mehr New Orleans, das ist übrigens einer der Unterschiede zu den vorherigen Alben. Und das Allerbeste: das alles wirkt wahnsinnig glaubhaft und nicht künstlich aufgesetzt. Toll! (7)
http://www.myspace.com/mardigrasbb
MARFA – "Astana” (Single) (Label: Eigenregie, VÖ: 11.2012)
(so) MARFA mit einer Vorabsingle. Sie bleiben britisch angehaucht und mit ihrem eigenen Stil. Da freut man sich auf das, was kommen mag. Für Freunde des tiefgründigen Alternative. Und das sollte man nicht nur auf den Alkohol schieben. (7)
http://www.myspace.com/marfahh
MELOSUSHI – "Istinti distinti” (Label: Finest Noise, VÖ: 29.10.2012)
(so) "Langweilig wird es mit den vier Lombarden gewiss nicht". Hm. Dann habe ich wohl ein anderes Album gehört. Rockmusik irgendwo zwischen Noise, Metal und GIANNA NANNINI. In der Abmischung sehr retro, wie man auch sonst einfach "kenn ich" auf dieses Album schreiben kann. (3)
http://www.facebook.com/melosushi.rockband
NILS FRAHM – "Screws” (Label: Erased Tapes, VÖ: 09.12.2012)
(so) Der nächste auf Erased Tapes beschäftigt sich mit dem Klavier. Aufgenommen nach Daumenbruch durch Hochbettsturz sind hier neun zarte Pianosongs entstanden, die sehr intim und ehrlich, dadurch auch schon durch sich selbst wirken. Hier wird auf jeglichen Spökes verzichtet, einzig das Klavier erschafft die Atmosphäre und legt sich wie eine Decke
um des Hörers Schultern. (6,5)
http://www.myspace.com/nilsfrahm
NINA ATTAL – "Yellow 6|17” (Label: Snowhite, VÖ: 30.11.2012)
(jg) We call it Funk! Überraschend, wenn neben einem Haufen Singer/Songwriter-, Folk- und neuerdings vermehrt Krautrock-Alben plötzlich eine CD in den Promobriefkasten flattert, die mehr an JACKSON 5, aber auch PRINCE und LENNY KRAVITZ erinnert. Neben einer Menge Summerfeeling und Laissez-faire-Attitüde überwiegt am Ende aber der Eindruck, eines allzu glattgebügelten Popalbums, das gelegentlich auch den Jazz streift. Natürlich nur den leicht verdaulichen Pop-Jazz. Schade. (3)
http://www.facebook.com/nina.attal.official.page
PETER BRODERICK – "These walls of mine" (Label: Erased Tapes, VÖ: 19.10.2012)
(so) Wenn man die Musik PETER BRODERICKs hört, stellt man sich nicht unbedingt einen Mittzwanziger vor, eher jemanden, der seit Jahrzehnten mit Sounds experimentiert und diese zu Songs zusammenstrickt. "These walls of mine", das neue Album, entstand in verschiedenen Häusern in Kopenhagen und Berlin und wirkt dabei tatsächlich wie ein sehr persönliches, sehr melodiegeführtes Album mit für BRODERICK klaren Songstrukturen. Auf dem Weg zu diesen Songs trifft der Wahl-Berliner auf JOHNNY CASH, THE STREETS oder auch Trent Reznor, nimmt sich Auszeiten im Gospel, besucht den Soul und es scheint, als sei diesem Musiker einfach nichts fremd. Ein interessantes Album mit viel Tiefe und Gefühl. (7)
http://www.myspace.com/peterbroderick
PLANKS – "Funeral mouth" (Label: , VÖ: 12.10.2012)
(jg) Was NEUROSIS neuerdings an Düsternis fehlt, setzen PLANKS gnadenlos um. Dürfte auch Fans von BREACH gefallen. Gastsänger: J.E. Martinez von JUNIUS, überraschend kommt das nicht aus den Staaten oder England, sondern wurde in der Tonmeisterei in Oldenburg aufgenommen. (7)
http://www.myspace.com/walkingonplanks
SOMEBHAJANS – "Mera jivan tere hawale prabhu / Der Weg nach Innen" (Label: Timezone, VÖ: 06.01.2012)
(so) Machen IN EXTREMO jetzt indische Musik? Diesem Eindruck kann man sich bei den ersten Klängen von SOMEBHAJANS´ erstem Album kaum erwehren. Krachende Gitarren treffen auf spirituelle Sounds. Nette Idee. Die sich allerdings spätestens ab dem dritten Song totgelaufen hat. Allein auf "Mera jivan…" befinden sich jedoch 21 Tracks dieser Art, ohne wirklich viel Abwechslung. 18 weitere kommen dann mit "Der Weg nach Innen" noch dazu. Und außer, dass sie dann mal deutsch und englisch singen, ändert sich nicht viel. Gute Idee, verbesserungswürdige Umsetzung. (3,5)
SPLEEN UNITED – "School of euphoria” (Label: Tyger Nation, VÖ: 16.11.2012)
(jg) Sie waren im Herbst auf dem Reeperbahn-Festival dabei, hatten dort allerdings vor Beginn ihres Auftritts mit einer Menge technischer Probleme zu kämpfen, so dass wir sie leider nicht sahen. In ihrer Heimat Dänemark sind sie mit ihrem Acid House Rock und einer ordentlichen Portion Synthies bereits mächtig durchgestartet, bei uns handelt es sich noch um einen Geheimtipp. Freunde von FRIENDLY FIRES und JUSTICE sollten das Ganze mal antesten. (6,5)
http://www.myspace.com/spleenutd
THE BEATDOWN – "Walkin´ proud" (Label: Destiny Records, VÖ 14.09.2012)
(bc) Ich fürchte, THE SLACKERS und die AGGROLITES bekommen mächtige Konkurrenz! Die kanadische Formation THE BEATDOWN ist aus den Überresten der ONE NIGHT BAND hervorgegangen und mischt die nordamerikanische 60ies Ska- und Rocksteady-Szene ordentlich auf. Die Songs auf "Walkin´ proud" klingen einerseits so richtig schön dreckig, grooven andererseits aber ohne Ende und stecken voller roher Energie. Big up! (7)
http://www.myspace.com/jointhebeatdown
TOUNDRA – "III" (Label: Aloud Music, VÖ 22.10.2012)
(bc) Eines muss man TOUNDRA lassen: Die Spanier verstehen es, ihrem instrumentalen Progressive Rock trotz fehlender Vocals einen unglaublichen Drive zu verpassen. Wo viele ihrer Artgenossen früher oder später langweilig vor sich hindümpeln, finden sie immer wieder einen Weg, Spannungsbögen aufzubauen und variieren dabei geschickt mit Heavyrock- und Stoner-Einflüssen, ohne dabei die Melodien aus den Augen zu verlieren. Gutes Album, welches mit seiner Schnittmenge aus MOGWAI und BLACK SABBATH ebenso gut auf das Label Elektrohasch gepasst hätte. (6,5)
http://www.myspace.com/toundraband
TURBOLENZEN – "Demo" (Eigenvertrieb, out now)
(bc) Die Jungs von TURBOLENZEN kommen aus Hamburg und mögen Punkrock, Bier und den FC St. Pauli. Die 11 teils in Deutsch, teils in Englisch gesungenen Lieder ihrer Demo-CD wirken mit ihren eher traditionell gehaltenen Rock- und Punkriffs auf den ersten Blick zwar ein wenig altmodisch, punkten im Gegenzug jedoch mit ihrem spröden Charme und spiegeln umso authentischer das Lebensgefühl der Bandmitglieder wider. Wer lieber zur Astra-Knolle als zum Beck´s Gold greift und einen zugigen Stehplatz auf einer maroden Holztribüne jederzeit einer Sitzschale in einer seelenlosen Mehrzweckarena vorziehen würde, der wird folglich Lieder wie "Alles wird gut", "Superhelden" oder "Dirtroad" durchaus zu schätzen wissen. (6)
http://www.facebook.com/wirsindturbolenzen
WARRIOR SOUL – "Stiff middle finger” (Label: Livewire/Soulfood, VÖ: 16.11.2012)
(jg) TURBONEGRO in politisch korrekt? Kann man sich kaum vorstellen. Und haben WARRIOR SOUL früher nicht eher Hardrock gemacht? Egal, nun kriegen Kapitalisten und andere böse Menschen ihr Fett weg mit Punk&Roll und plakativen Songtiteln wie "Occupy", "Planetary revolution", "Wall street" und "Tear this fucker down". Oi! (4,5)
http://www.myspace.com/warriorsoulinfo
WESTER – "Blank pages”-EP (Label: Bloody Pirate Records, VÖ: 11.2012)
(so) Nach dem etwas verwirrenden Intro geht er dann los, der Alternative Rock der Band WESTER. Und dann möchte man ihn auch schon wieder ausmachen. Das klingt nach Proberaum und Jugendsünde, mies produziert und lärmig. Schade. (2,5)
http://www.facebook.com/pages/Wester/15553079446778
YESTERDAY SHOP – s/t (Label: Trickser, VÖ 16.11.2012)
(so) Eine CD in einem Frühstücksbeutel. Das gibt´s auch nicht alle Tage. Aber genauso flatterte mir die Debüt-CD von YESTERDAY SHOP ins Haus. Geboten wird eine etwas düstere Form des Pop-Rock mit leichtem Britpop-Einschlag. Sticht leider nicht besonders aus der Masse an Veröffentlichungen heraus, ist aber im Genre durchaus hörbar, irgendwo zwischen BLOC PARTY und ROSETTA STONE. (5)
http://www.myspace.com/yesterdayshop