KNOCHENFABRIK – Grüne Haare 2.0 7

Ursprünglich wollten sich KNOCHENFABRIK im Jahre 2008 nach über zehnjähriger Bühnenabstinenz nur noch einmal für vier Festival-Shows zusammentun. Doch offensichtlich hatte die Band, die zweifelsohne zu den prägendsten deutschen Punkrockbands der 90er Jahre zählt, wieder Blut geleckt und spielte im Anschluss noch eine ganze Reihe weiterer selbsternannter „Abschiedskonzerte“. Und jetzt das: Eine neue Platte! Es handelt sich zwar lediglich um eine EP, doch Claus Lüer und seine Kollegen waren bekanntermaßen noch nie Freunde von übermäßig langen Stücken und haben das edle Stück Vinyl mit insgesamt einem halben Dutzend Songs bestückt, die sämtliche Trademarks der Kölner vereinen: Ruppige Gitarrenarbeit, ein peitschendes Schlagzeug und Claus´ eher geschrienen als gesungenen Texte, die in der Mitte zwischen Genie und Wahnsinn rangieren. Auf der A-Seite wird sich in „Besoffen auf dem Trödelmarkt“, „Bundesvision Saufcontest“ und „Ernährungspyramiden“ vorwiegend dem Alkoholkonsum und seinen Begleiterscheinungen gewidmet, die B-Seitenlieder („Es fährt kein Zug nach Nirgendwo“, „Der Doktor-Fox-Effekt“ und „Zu Fuß nach Nashville“) erzählen dagegen kleine, kranke Geschichten aus dem Alltag. Ach so, und auf der zusätzlich beiliegenden CD-Version der Platte befindet sich als Bonustrack noch das Stück „Die Tochter vom Nachbarn“, welches dem einen oder anderen bereits von den Konzerten der Band bekannt sein dürfte.
Es ist klar, dass die Knochenfabrikanten die Messlatte, die sie einst mit „Ameisenstaat“ gelegt haben, nicht noch einmal toppen können. Dennoch bekommt man auf „Grüne Haare 2.0“ feinste KNOCHENFABRIK-Kost serviert, die allemal das Zeug dazu hat, ihren Fans ein (im doppelten Sinne) breites Grinsen ins Gesicht zu zaubern. Wir sehen uns dann auf dem nächsten Abschiedskonzert.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.