Zugegebenermaßen war ich im Hinblick auf das aktuelle Album von KEVIN DEVINE, „Between the concrete and clouds“, durchaus ängstlich, dass der Abend im Kulturhaus III&70 etwas einfältig werden könnte. Besticht das Album in erster Linie durch geradlinige, teils poppige Einlagen, die Herr Devine dank seiner GODDAMN BAND mit etwas mehr Pepp versehen konnte, war ich ziemlich skeptisch, ob das Konzert nicht doch einer der ewigen Singer/Songwriter-Gitarren-Verschläge wird, die man bei so einem Künstler irgendwie erwartet.
Zurechtgewiesen wurde ich bereits bei der Vorband JAYMAY, die aus einer kleinen Amerikanerin mit Gitarre bestand, die selten lächelte und eindrucksvoll eine Mundharmonika mit ihrem Singorgan imitieren konnte. Das freute auch das Publikum, welches an dem Abend ziemlich entspannt und locker war und sich an dem DILLONesquen Singsang der Amerikanerin entzückte.
Die holte sich zur Verstärkung zum Schluss KEVIN DEVINE auf die Bühne, der gleich zeigte, dass auch er musikalisch nur mit Wasser kocht und sich in die Herzsongs von JAYMAY mit seiner Gitarre einreihte.
Ich merkte langsam, dass sich mein Singer/Songwriter-Vorurteil nicht lange halten sollte. Womit ich dann allerdings konfrontiert wurde, war tatsächlich fernab von meiner Vorstellung: KEVIN DEVINE bewies, dass man auch mit tiefgründigen politischen Songs Spaß haben kann und dass das Liedermacher-Stereotyp schon seit vorgestern überholt ist. Leider bekam ich dadurch auch den Beweis zu meiner Vermutung, die sich sogleich in meinem Kopf ausbreitete: Herr Devine ist auf der Bühne durchaus spannender als auf Platte. Ob das daran liegt, dass er seine göttliche GODDAMN BAND im Schlepptau hatte, die unglaublich liebenswürdig war, sei dahin gestellt. Selbstverständlich floskelte er „This was the best concert ever“, aber man mag man es ihm aufgrund seiner freudestrahlenden Augen glauben, denn das Grinsen wurde er an diesem Abend irgendwie nicht los.
Als Fan origineller Bandvorstellungsrunden (bislang konnte noch niemand KAIZERS ORCHESTRA überbieten) kam ich auch an diesem Abend auf meine Kosten. Fast könnte man meinen, dass KEVIN DEVINE nachts Sprüche für Saturday Night Live schreibt, so hin- und hergerissen wurde man zwischen den witzigen wie auch originellen Einschüben, die der junge New Yorker nicht zu knapp hielt und das Publikum stets unerwartet zum Lachen brachte.
Durch diesen kurzweiligen, unterhaltsamen und selbstverständlich auch musikalischen Abend beweist er andererseits auch eins: die Musik allein reicht bei KEVIN DEVINE nicht aus, um einen vom Hocker zu reißen. Das ist zwar schade, tut dem aber keinen Abbruch, dass ich seit langem mal wieder richtig gute Unterhaltung hatte, verpackt in angenehmer Musik.