You are currently viewing KEINE ZÄHNE IM MAUL ABER LA PALOMA PFEIFEN – Postsexuell

KEINE ZÄHNE IM MAUL ABER LA PALOMA PFEIFEN – Postsexuell

Aus Kiel kommt ja so einiges, was Punkrock hörenswert macht. KEINE ZÄHNE IM MAUL ABER LA PALOMA PFEIFEN ordnen sich reibungslos in diese Liste ein. Etwas mehr Wave als TURBOSTAAT, etwas mehr Indie als FRAU POTZ, etwas weniger Rotz, dafür mehr Intellekt. „Postsexuell“ klingt dabei wie der späte Abend in einer schummrigen Hafenkneipe nach der ersten Runde Shots und mit einem Lächeln im Gesicht. Keinem debilen, sondern einem von zartem Witz entfachten. Denn die Jungs können es gleichzeitig düster-traurig und fröhlich-lustig. Punkmelancholie, wie man sie sich wünscht, mit Momenten der NDW, gründlich verrührt mit Rock, Punk und Wave. Es ist zwar das Debüt der Kieler, dennoch klingt es eher wie ein Comeback-Album alter Helden, so stilsicher, einzigartig und selbstständig kling „Postsexuell“. „Komm, wir schießen auf Ratten / auf der Mülldeponie“ („Meise, Pony, Albatross“). Beschäftigung gibt’s immer, das machen die drei Herren jedem Hörer klar, doch beschäftigen sie sich glücklicherweise hauptsächlich mit dem Erschaffen von Musik zwischen Zerstörung und Hoffnung. Die Mischung macht’s, denn das Album wird und wird einfach nicht langweilig, nicht nur in den Songs mit Überlänge kann man immer wieder Neues entdecken, zwischen den Zeilen lesen und Botschaften entschlüsseln. Zudem wird auf diesem Album deutlich, wie man piepsige Uralt-Computersounds sinnvoll in musikalische Strukturen einbinden kann, hier sollten sich einige Bands mal ruhig lauschend dazu setzen, um sich weiter zu entwickeln. „Und unter meinem Bett / da steht ein Pappkarton / voll gefüllt mit Fotos / aus einem andern Leben / und ob das besser war / muss ich erst überlegen“. So und nicht anders. Kiel, mach nur weiter so!

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.