Eigentlich konnte ich KEANE nie leiden. Zu sehr Wimp, zu sehr Kitsch. Und zu blasiert, hatte ich das Gefühl, allen voran Pausbacke Tom Chaplin. Der hat es, wie man hört, inzwischen in eine Londoner Entzugsklinik geschafft und ist jetzt ganz dicke mit seinen Zimmernachbarn Pete Doherty und Justin Hawkins. Das lässt die Angelegenheit KEANE dann plötzlich in einem ganz anderen Licht erscheinen… Allerdings sollen die Freizeitbeschäftigungen von Tom Chaplin hier auch nicht weiter interessieren. Letztendlich haben KEANE mich dann nämlich doch noch erwischt, ausgerechnet mit einem ELTON JOHN-Cover in Kooperation mit FAULTLINE für einen Benefizsampler.
Nun also nach „Is it any wonder?” die zweite Auskopplung aus “Under the iron sea”, dem Nachfolger zu ihrem Überraschungserfolg „Hopes and fears“ von 2004. „Crystal ball“ ist dabei ein fluffiger Song mit catchy Refrain und hohem Charts-Platzierungs-Potenzial, sprich, allem, was das Fan- und Plattenfirmenherz höher schlagen lässt. Der Non-Album-Track „Maybe i can change“ hat die nötige Portion KEANE-Schmalz und verführerische Sehnsucht, ist aber auch wirklich nur eine B-Seite. Und der dritte (rein instrumentale) Song „The iron sea: magic shop version“ ist der perfekte Abspann für den ergreifenden Film mit Hollywood-Ende. Der Held steht inmitten der Trümmer (seines Lebens, seiner Liebe?), die Luft schwirrt vor Hitze, die Sonne steht glutrot am Horizont, die Kamera blendet über vom Gesicht des Helden zur Gesamtszenerie, verdeutlicht noch mal das gesamte Ausmaß der Katastrophe. Der Gesichtausdruck des Helden entspricht dabei in etwa dem von Tom Chaplin in KEANE-Videos: leidend, aber mit der Gewissheit, dass jetzt nur noch alles besser werden kann.
Zusammenfassung: Steht KEANE drauf, ist auch hundert Prozent KEANE drin.