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TETRAFUCK – The first fuck

Mmmmhhh, wenn ich in einer Band namens TETRAFUCK spielen würde, hätte ich das erste Album wahrscheinlich „Der Grüne Punk(t)“ genannt. Statt dessen wurde der Tonträger „The first fuck“ getauft – also eher Defloration statt Recycling. So oder so passen aber beide Titel-Varianten irgendwie zu den lyrischen Ergüssen dieser Band, denn die Texte bewegen sich zwischen exzessivem Alkoholkonsum, Selbstbefriedigung und etwas naiv geäußerten Bedenken bezüglich der vorherrschenden politischen & sozialen Missstände auf diesem Planeten. Zwar Themen, die mich auch Jahre nach meiner Teenagerzeit immer noch regelmäßig tangieren, die mich aber nicht dazu veranlassen, diese in Songtexten kundzutun und meine Mitmenschen daran teilhaben zu lassen (zumindest was die ersten beiden Punkte betrifft). Umso mehr verwundert es, dass auch die Jungs von TETRAFUCK bereits seit einigen Jahren der Pubertät entsprungen sein dürften, wenn man den Bandfotos und der beiliegenden Bandinfo (ein Bandmitglied hat bereits 17 (!) Jahre „Gitarrenerfahrung“ vorzuweisen) Glauben schenken darf. Irgendwie stellt sich die Band somit durch ihre Texte selber ein Bein, denn was auf der CD musikalisch geboten wird, ist gar nicht mal schlecht. Melodischer, rockiger Deutschpunk, zwar gelegentlich in seichte Rock-Gefilde abgleitend (Hände weg von Balladen!), aber ansonsten sauber gespielt und gut produziert. Wenn TETRAFUCK es schaffen sollten, in Zukunft etwas ernsthaftere Texte zu schreiben und pubertäre Peinlichkeiten zu vermeiden, könnten sie wahrscheinlich sogar munter in den oberen Regionen des modernen Deutschpunk-Universums mitspielen. Aber so sind TETRAFUCK leider zu einem tristen Dasein im CD-Regal 14jähriger Nachwuchspunks zwischen Bands wie SCHMUTZIGE TATEN, ROTZ AUF DER WIESE und wie sie alle heißen verdammt. Die Missionierung junger Menschen zum richtigen Musik- und im Idealfall auch Lebensstil ist zwar eine wichtige Aufgabe, auf Dauer jedoch sicherlich keine Befriedigung.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.