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KASKADEUR – Phantom vibrations

„Phantom vibrations“ nennt sich das Phänomen, die Vibration oder das Summen (s)eines Handys in der Tasche oder am Körper zu spüren – obwohl es gar nicht vibriert oder klingelt. Verursacht wird dies wohl durch die erhöhte Empfindlichkeit des Gehirns gegenüber externen Reizen. Realität und Einbildung verschmelzen. Und hört man sich Platte Nummer zwei der Potsdamer „Heavy Prog“-Formation KASKADEUR so an, ist wohl genau das Ziel ihrer Musik.

Das Debüt-Album namens „Uncanny valley“ ging wohl in den Corona-Wirren des Jahres 2020 unter und zog an mir völlig unbeachtet vorbei. Aber zum Glück gibt es ja jetzt mit „Phantom vibrations“ eine neue Chance auf einen Platz auf dem Plattenteller. Und schon der erste Hör-Durchgang hat es in sich. Hier verschmelzen so viele unterschiedliche Stile, dass man sich ob der Sound-Vielfalt fast schon erschlagen fühlt: Prog? Ja! Hard Rock? Ja! Kraut? Na, aber sicher doch! Indie? Auch. Jazz? Unbedingt. Psychedelic? Aber Hallo. Ein Bisschen Soul? Darf auch nicht fehlen.
Ideen, aus denen andere Bands ein ganzes Album stricken, verarbeiten KASKADEUR mal eben so in einem Song. Und das Verrückte ist: Es funktioniert. Im Verlauf des Albums experimentieren KASKAEDEUR mit den unterschiedlichsten Klängen und Stilen; musikalisch komplex und emotional ansprechend schillern Vielseitigkeit und Kreativität in allen Farben des Regenbogens. Irgendwo schwingt immer ein Stückchen Heaviness mit, um die Stoner-Fraktion abzuholen, gleichzeitg bieten die Songs genügend Pop-Appeal, um auch Hörer:innen abseits des Undergrounds abzuholen. KASKADEUR gelingt das Kunststück, gleichzeitig eingängig und vertrackt zu klingen. Kann man auch gut nebenbei hören, sollte man aber nicht. Denn das haben die Songs nicht verdient. Und so manche Irrungen und Wirrungen und kleine Sound-Spielereien würden dabei untergehen.

Hammond-Orgeln, halliger Gesang, heavy Gitarren, catchy Melodien, verrückte Ideen – HAWKWIND grüßen hier genau so wie KING GIZZARD AND THE LIZARD WIZARD. Und das trippige Cover Artwork rundet den Gesamteindruck dann noch ab. Wie heißt es im Beipackzettel von Noisolution so schön? „Ein Album, das in allen Farben schillert und fasziniert! Und wir lehnen uns da gerne weit raus, das wird groß …“ Und Recht hat er, besagter Beipackzettel.