Bei manchen Bands reicht ein Gitarrenriff für einen ganzen Song, bei KAM:AS hingegen enthält ein einziges Stück so viele Ideen, dass man daraus im Grunde ein ganzes Album hätte stricken können. Großartig! Zum ersten Mal begegnet ist mir die Band anno dazumal im Labelzelt auf dem Immergut-Festival mit einem geschmackvollen Cover, das eine Rauchwolke über dem Meer zierte. Bandname? Fehlanzeige. Zumindest auf der Frontseite. Das hat sich auch 2009 nicht geändert, und wäre hier nicht die Banderole, könnte man den Namen auch nirgendwo anders herausfinden.
Doch kommen wir zur Musik: die hat es nämlich, wie anfangs erwähnt, wieder in sich. Tausend Ideen, wobei sich der größte Teil im Post-Punk abspielt. Aber neben vielen vertrackten Passagen, progrockartigen Metal-Ausflügen und disharmonischem Noise lassen KAM:AS auch immer wieder melodische Momente zu. Diese erinnern ein wenig an DELBO und BARRA HEAD – auch gesanglich. Der einzige Kritikpunkt an diesem Album ist, dass die vier Berliner mitunter einige Stellen einbauen, die mir doch etwas zu verquer klingen, und auch der Gesang sagt mir nicht in jedem Moment zu. Dann scheint zwar eine gewisse Ironie der Band durch, die die Songstruktur aufbricht und den Ablauf, vor allem aber das Zuhören erschwert. Aber im nächsten Moment wird man bereits wieder durch tolle Harmonien entschädigt. Und wer will schon erwarten, dass bei dieser Kreativität jede einzelne Zutat schmeckt?
Als Bonus ist dem Ganzen eine zweite CD beigelegt, bei der es sich um eine fast dreiviertelstündige Jam-Session handelt. Obwohl der Begriff „Jam“ nur bedingt zutrifft, denn planlos ist das Dargebotene bei weitem nicht. Doch leider geht die Abwechslung hier auf Kosten eines allzu langwierigen Stimmungsaufbaus. Ich habe jedoch irgendwo gelesen, dass außerdem noch ein Hörspiel erscheinen wird, das parallel zu dieser CD abgespielt werden soll. Vielleicht ergibt dann alles einen Sinn. Wir werden sehen.