Manchmal stelle ich mir vor, wie es sein könnte, in einer erfolgreichen Band zu spielen. Wenn man plötzlich in die Profiliga aufsteigt, seine Nebenjobs an den Nagel hängen kann und die Plattenverkäufe mehr als genug Geld einbringen. Ob es wohl viele Bands gibt, die nur zufällig ganz oben gelandet sind? Im Sport setzt dies jahrelanges intensives Training voraus, aber in der Musik kann man auch einfach nur Glück haben. Ich meine dabei nicht die Castings-Bands, die vom Glamour träumen und deren Karriere in der Regel doch recht überschaubar bleibt. Und ich beziehe mich auch ganz sicher nicht auf die Bands, die andauernd bei den Majorlabels vorstellig werden und es bewusst auf Erfolg anlegen. Eher so Kellerbands wie die BEATSTEAKS, die sich aus besetzten Jugendzentren nach oben hangeln und plötzlich Festival-Headliner werden. Ob man sich über den Bekanntheitsgrad freut oder sich damit zwangsläufig arrangiert und die Sache eher pragmatisch sieht?
Auch KAIZERS ORCHESTRA kann man zu den großen und erfolgreichen Acts der Musiklandschaft zählen. Und dass sie es von einer Gypsy-Punk-Band im Laufe der Jahre bis zu einer international renommierten Band schaffen würden, war so sicherlich nicht vorherzusehen. Vor allem, weil sie nie von ihrer doch etwas unpopulären norwegischen Landessprache abrückten. Dass dies aber trotzdem funktioniert, wird mit dem zweiten Album ihrer Violeta-Trilogie erneut eindrucksvoll belegt. Die Gypsy-Punk-Wurzeln sind fast restlos verschwunden, dafür bieten die fünf Skandinavier zehn äußerst abwechslungsreiche und durchkomponierte Alternative-Rocknummern. Mal wird es etwas ruhiger, wie in dem schunkeligen „Drøm videre violeta“, in der Gresk komedie“ geht es dann wieder etwas beschwingter, vielleicht auch beschwipster zu. Trübsal sollen doch die anderen blasen! Wobei es KAIZERS ORCHESTRA gelingt, stets authentisch und niemals aufgesetzt zu klingen. Eigentlich der ideale Soundtrack für eine Party, die nur schleppend in Gang kommt.