Man stelle sich vor, RADIOHEAD hätten nicht „Pablo honey“, sondern „Ok computer“ als Debüt veröffentlicht. „Das kann gar nicht gehen“, werden sich viele denken, und da hätte ich wahrscheinlich zugestimmt, denn schließlich braucht eine Band einen gewissen Reifeprozess, um so ein großes Werk zu veröffentlichen. „The shape of punk to come“ war schließlich auch nicht direkt nach der Geburt von REFUSED da, und auch KYUSS benötigten einen gewissen Anlauf, bis „Sky valley“ erschien. Fragt mich nicht wie JOYCEHOTEL es schaffen, aber sie scheinen diesen Anlauf nicht zu brauchen. Jedenfalls greift ihr unbetiteltes Debüt schon sehr weit nach den Sternen, und ich frage mich bereits jetzt, was danach denn noch folgen soll. Höher kann man seine eigene Messlatte nicht legen!
Ausgefeiltes Songwriting mit einer Menge Melancholie und Dramaturgie und sowohl pianobegleitete Balladen als auch kräftig rockende Gitarrenwände – nichts, was die vier Dänen scheinbar nicht können. Mal fühlt man sich an bereits oben erwähnte RADIOHEAD erinnert, dann an FIRESIDE’s bisheriges Meisterwerk „Elite“ und mitunter auch an so manch gute Indiepop-Band. Welche Richtung die Songs aber auch immer einschlagen, eines ist ihnen allen gemein: sie klingen allesamt groß und pompös. Niemals überladen, sondern einfach nur mächtig. Man hört sich JOYCEHOTEL an, verspürt von Beginn an das Gefühl, fast erschlagen zu werden und schreckt nach einer knappen Stunde auf und fragt sich, was das denn bitte war. Hier gedeiht nicht etwas Großes, hier ist etwas Großes! Wow!