(Punk-) Rock ohne Gitarre, eine rein digitale EP-Veröffentlichung, die aber gleichzeitig irgendwie doch auch physisches Medium ist: JAWA gehen die Dinge auf jeden Fall etwas anders an als andere Bands.
Aber der Reihe nach: Die aktuelle EP der Band aus dem DIE SKEPTIKER-Umfeld kommt nicht auf Vinyl oder CD daher, sondern als plüschiger Schlüsselanhänger in Form einer Wurst samt QR-Code zum Download der Musik. Als Verfechter physischer Tonträger finde ich das auf der einen Seite zwar ziemlich schade, auf der anderen Seite aber auch witzig bis genial. Passend zu Verpackungs-Gimmicks und philosophischen Betrachtungen, ob das jetzt ein richtiger Tonträger ist oder nicht, ist die Musik auf dieser 3-Track-EP auch eher experimentell: Schlagzeug, Bass, Keyboard/Synthesizer (und nicht zu vergessen: ein wunderbarer Bläser-Einsatz in „Pfandflaschenbingo“) sind nicht gerade die klassische Punkrock-Instrumentalisierung, ergeben aber auf jeden Fall ein stimmiges Ganzes. (Post-)Punk mit groovigem Jazz-Einschlag – oder so ähnlich. Am besten lässt sich das Ganze vielleicht als „Progressive Punk“ bezeichnen. Insbesondere der Instrumental-Track „Haiders Highway to Hell“ zeigt die musikalischen Fähigkeiten der Band, ist für Punk Hörer*innen aber vielleicht auch der gewöhnungsbedürftigste Song der EP.
Thematisch geht es der Band aus Berlin, Hamburg und Prag dann wieder eher punkig-konventionell um Sozialkritik, explizit maßlosen Fleischkonsum im Titeltrack – hier ergibt dann auch die Wahl des „Mediums“ Stoffwurst Sinn – und (Alters-)Armut im bereits erwähnten „Pfandflaschenbingo“.
Insgesamt also eher ein Gesamtkunstwerk für experimentierfreudige Punks, in das es sich aber definitiv reinzuhören lohnt!