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JAN VERSTRAETEN – Violent disco

 
Nach dem Erstling von TARA NOME DOYLE erscheint hiermit innerhalb kürzester Zeit ein weiteres Debütalbum von einem unserer Highlights des Reeperbahn-Festivals 2020. Doch wo TARA NOME DOYLE eher auf zarte Klänge setzt, fährt JAN VERSTRAETEN auf seinem Debüt eine ziemlich breite musikalische Palette zwischen den Stilen Indie, Kammerpop, Triphop und Soul auf. Momente, in denen es sehr gefühlvoll und verträumt zugeht, wechseln sich mit lauten, imposanten Passagen ab. Hinzu kommt eine soundtrackartige Ausgestaltung seiner Songs, die beim Reeperbahn-Festivals auf uns wie eine Mischung aus einem Musical im Stile von Carax‘ „Annette“ und einem Horror-Kabinett à la „Rocky Horror Picture Show“ bzw. „Friedhof der Kuscheltiere“ wirkte – inklusive einer aufwendigen Kostümierung und voodoopuppenartigen Plüschtieren.
Auch auf seinem Debütalbum „Violent disco“ gibt es Momente, in denen eine verängstigte Kinderstimme spricht oder eine antike Spieluhr erklingt. Die breite Inszenierung ist also selbst auf Tonträger zu erkennen. Wobei die Monotonie in der Pandemie dazu führte, dass Verstraeten den Drang verspürte, seine Musik noch dramatischer zu inszenieren, als es ohnehin bereits der Fall war. „Nobody will be waiting for a sad record when this is over“, so lässt er verlauten.
Doch ob seine Hörer dies genauso sehen, bleibt abzuwarten. Für meinen Geschmack wurde Verstraetens gefühlvolle Seite auf seinem Debüt zumindest stellenweise zugunsten der Kunst geopfert. Dass JAN VERSTRAETEN aber trotzdem ein spannender Künstler bleibt, steht außer Frage. Allein für seine Neuinterpretation von BRITNEY SPEARS‘ „Hit me one more time“ gebührt ihm die volle Aufmerksamkeit – vor allem von Fans von so besonderen Künstlern wie JAY JAY JOHANSON, OWEN PALLETT, MASSIVE ATTACK oder RADIOHEAD.