Das erste, was an IN CASE OF FYRs Debütalbum „Bitter and betrayed“ auffällt, ist leider das sehr schlimme Cover inklusive schlecht fotografierter Bandfotos als Feuerwehrmänner. „Aber am Ende kommt es doch auf die Musik an“, sage ich mir und versuche, so objektiv wie möglich zu bleiben. Und ich werde beim Hören überrascht, denn die Musik von IN CASE OF FYR ist keineswegs so schlimm, wie das Cover vermuten lässt. Hier geht es ordentlich zur Sache. Die Band spielt brutalen Metalcore, versetzt mit verschiedenen Einflüssen aus 30 Jahren Genregeschichte. Der aggressive Gesang, der überwiegend gekonnt Phil Anselmo-artig daherkommt, wechselt immer wieder zu Growls oder clean gesungenen Passagen und peitscht die Songs unerbittlich nach vorne. Die Gitarristen haben ihre Hausaufgaben offenbar sehr gründlich gemacht und spielen ihre Riffs routiniert in Überlichtgeschwindigkeit. Vor allem die Soli erinnern dabei oftmals an METALLICA zu guten Zeiten. „Master of puppets“ und so. Auch THE HAUNTED kommen mir in den Sinn, wenn es hin und wieder thrashig wird. Das musikalische Grundgerüst bildet jedoch klassischer Metalcore eher alter als neuer Schule, mit abgrundtief runtergestimmten Gitarren und knochenbrechenden Breakdowns. IN CASE OF FYR lassen ihren eisernen Griff über die gesamte Albumlänge nicht locker, bleiben immer im roten Bereich und setzen enorme Energien frei, die dem Hörer ordentlich das Hirn pürieren.
Das klingt ja erstmal gar nicht schlecht. Ist es auch nicht. Eigentlich ist alles, wie es sein muss. Allerdings habe ich den Eindruck, dass IN CASE OF FYR sich zuweilen im Labyrinth ihrer Einflüsse verlieren. Meiner Meinung nach tut es der Platte nicht gut, so viele verschiedene Querverweise und Spielarten des Metal in sich zu vereinen. Mich als Hörer hat die Fülle der unterschiedlichen Eindrücke zum Teil verwirrt, auch wenn sie virtuos und stilsicher vorgetragen werden. Zudem hat keiner der Songs einen direkten Wiedererkennungswert, was ich alles in allem ziemlich schade finde. Denn ich bin mir sicher, dass IN CASE OF FYR ganz oben mitspielen könnten, würden sie ihre Einflüsse in ein homogenes Gesamtbild gießen und das Songwriting ein wenig entschlacken. Und bitte in Zukunft auf schlimme Cover verzichten.