Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn man im gesetzten Alter die Musik macht, mit der man aufgewachsen ist. Früher spielten dann Familienväter den Blues oder gar den Bluesrock, und heute spielt man nach der Erziehungspause eben Punk. HOLY RACKET aus Sunderland, UK haben sich dem Old School-Punk, also dem richtig alten Punk verschrieben. Hier gibt es 4/4 satt, und bei den durchweg mittleren Tempi kommt man auch mit älteren Knochen mit. Stilistisch bewegt man sich in der Nähe der SEX PISTOLS, DISCHARGE und EXPLOITED, aber auch Spuren der frühen STRAY CATS (in „North rebel radio“) und der TOY DOLLS (in „Bullet proof guest“) sind zu erkennen. Das hat natürlich keine Spur mehr von Rebellion und Aufruhr. Anarchie war gestern, heute zählt der Aktienkurs. Immerhin, dieser sozialen Killerdenke setzen HOLY RACKET mit „Anthems for the doomed & dazed“ eine aufrechte Antihaltung entgegen. Und schön Mitgröhlen kann man dabei auch noch. Und Bier trinken. Und von den wilden Zeiten träumen. Nostalgie pur halt, aber dreckig genug, um nicht aufgesetzt zu wirken und allemal angenehmer als der zeitgenössische , knüppelharte Hatecore. Was „Anthems for the doomed & dazed“ abgeht, sind die echten Hits. So bleibt es was für den Pub um die Ecke. Anspieltipps: „North rebel radio“, „Hiding the city“, „Barrel smoke joke“, „Bullet proof guest“ und „Total attack“.