In den 70ern rüttelte der Punk die Gesellschaft fast überall auf der Welt gründlich durch. Die Jugend hatte erstmals wieder ihren eigenen Sound. Der Punk war für sie, was der Rock&Roll für ihre Eltern bedeutete. Besonders Amerika und Groß-Britannien konnten mit Unmengen von jungen Punkbands glänzen. Die einen weniger gut und schnell vergessen, die anderen gehören noch heute in jede gut geordnete Platten- bzw. CD-Sammlung
(z.B. VELVET UNDERGROUND).
In Holland tat sich der Punk besonders schwer. Selbst auf seinem absoluten Höhepunkt gaben die Niederlande nicht nach, und so blieb die dreckige, laute, ungezügelte Musik in den Garagen Jugendlicher, die den Traum von der eigenen Punkband nicht aufgeben wollten. Zum Glück hatten die HEIDEROOSJES genug Geduld!
1989 starten sie ebenfalls als Teenagerband, die niemand hören wollte. Doch während sie als Außenseiter galten, und ihre Musik verschrien wurde, nahmen sie ihr erstes Album auf.
1992 wurde „Noisy fairytales“ veröffentlicht, und die HEIDEROOSJES lösten damit eine unglaubliche Welle los. Jugendliche aus ganz Holland waren begeistert, endlich Gleichgesinnte gefunden zuhaben. Das hatte den Niederlanden die letzten 20 Jahre gefehlt, und nun war die Euphorie kaum noch zu bremsen. Die HEIDEROOSJES spielten von Anfang an in ausverkauften Sälen. Um den Erfolg perfekt zu machen, waren sie der absolute Hit beim Pinkpop-Festival, nur drei Jahre nach ihrem Debüt. Spätestens jetzt gehörten sie zu den erfolgreichsten niederländischen Bands.
18 Jahre, neun Alben und Auftritte in New York, Los Angeles, Paris, Milan, London, Dublin usw. später steht ihr neues Album vor der Tür. Mit „Chapter eight, the golden state“ veröffentlichen sie ihr zehntes Album und klingen trotzdem noch frisch und unverbraucht. Von den insgesamt 15 Tracks sind vier auf niederländisch, die anderen auf akzentfreiem, sauberem Englisch. Bei den holländischen Stücken fällt einem der Vergleich zu NADA SURF leicht, vor allem das Poppige der beiden Bands lässt Ähnlichkeiten erkennen.
Während es die HEIDEROOSJES verstehen, Refrains mit Power zu versehen, dass man sie schwer wieder aus dem Kopf bekommt, klingen ruhige Lieder wie zum Beispiel „Ik ben niet bang“ fast ein wenig schlagerhaft.
Auf einigen Songs („My funeral“ und „Embrace & destroy“) denkt man unweigerlich an GREEN DAY. Dies muss nicht unbedingt negativ gesehen werden. Das Lied „Cash is king“ passt besonders zu den „Roosjes“. Es gibt einen Teil im Refrain, der fast schon Jazz ist.
Doch leider kann ich ihre ach so gelobte Abwechslung, zumindest auf ihrer neuen Scheibe, nicht erkennen. Das Album lässt sich zwar gut durchhören, aber spätestens nach dem zweiten Durchgang hört sich alles ein wenig gleich an. Trotzdem ist das Album frisch und rockig, auf manchen Stücken gar poppig. Die holländischen Stücke stören nicht im Geringsten, sie bringen eher ein wenig Schwung zwischen die anderen Songs. Das Album ist trotz allem durchweg gut und macht Spaß zu hören. Eben holländischer Punk vom Feinsten.