Besser später als nie! Das passt in jeglicher Hinsicht zur neuen Scheibe von HAWTHORNE HEIGHTS. Einerseits erfolgen diese geschriebenen Worte etwas zu spät, und andererseits hatte ich bis dato keinen blassen Schimmer, dass diese Band existiert. Ich weiß ja auch nicht, aber vielleicht werde ich langsam zu alt für diesen Sound. Aber HAWTHORNE HEIGHTS gehören ohne Zweifel zu den Kapellen, die zumindest in den Staaten für großes Aufsehen gesorgt haben. Und die Verkaufszahlen lassen deutlich werden, dass es sich hierbei wohl um ein richtig großes Pferd im Victory-Stall handelt. Mit anderen Worten: Der Vorgänger wurde sage und schreibe 700.000 mal an den Mann (oder Frau) gebracht. Sehr beachtlich, wie ich finde, und auch wenn ich den Vorgänger nicht kenne, wird die Messlatte im vorhinein mal etwas höher angelegt. Nicht zuletzt auch deswegen, weil die meisten der zuletzt veröffentlichten Scheiben auf Victory eher dem Durchschnitt entsprachen und ich mich gerne mal wieder vom Gegenteil überzeugen lassen würde.
Also dann, der Opener „This is who we are“ kann auf ganzer Linie überzeugen und besticht durch echte Hit-Qualität. Geht also gut los! Aber genauso interessant „If only you were lonley“ beginnt, genauso belanglos klingt der nächste Song aus den Boxen. JUNE, THE AUDITION, THE JUNIOR VARSITY lassen grüßen und der Müdigkeit setzt (schon) ein. Naja, gewisse Zweifel werden Beispielsweise mit „Language lessons“ oder „Pens and needles“ und diversen weiteren Song wieder ausgeräumt. Schöne Melodien mit wirklich guten Songstrukturen machen Spaß und besitzen durchaus mehr Hitqualität als die Songs von den oben genannten Labelkollegen. Auch wenn das Wechselspiel aus gesungenen und geschrieenen Vocals mittlerweile auch abgelutscht ist, passt es sich gut den Songs an und bringt genau im richtigen Moment den nötigen Kick in die Mucke! Ehrlich gesagt, gerade die gelegentlichen Screaming-Ausbrüche machen die Platte um einiges interessanter als anfangs vermutet. Berichten zufolge hatte der Vorgänger auch wesentlich mehr an Aggressivität und Power zu bieten und genau diese Eigenschaft macht „If only you were lonley“ an manchen Stellen um einiges interessanter.
Aber das war’s auch schon wieder. Eine Handvoll brauchbare, nette und harmlose Songs, die mit Sicherheit eine Zeit lang Spaß machen können und unter Garantie auch hier in Deutschland einige Abnehmer finden werden. Mein Ohr ist aber mittlerweile (oder immer noch) gesättigt davon. Und ’ne richtig gute Scheibe mit zwölf Tracks sollte schon mehr als vier, fünf potentielle Hits zu bieten haben. Oder anders gesagt: Ein zweites „Tell all your friends“ wird es wohl nicht mehr geben.