Der hohe Stellenwert, den HASS für die Deutschpunk-Szene hat, ist unbestritten. Bereits 1978 gegründet, gehörten sie hierzulande zu den allerersten Punk-Bands überhaupt, und Alben wie „Hass allein genügt nicht mehr“ oder „Gebt der Meute was sie braucht“ genießen bis heute zurecht einen gewissen Kultstatus. Allerdings hat die Band im Laufe der Jahrzehnte auch die eine oder andere Schwächephase durchlaufen. Bestes Beispiel hierfür ist das zur Jahrtausendwende erschienene Album „Endstation“, das aus meiner Sicht ein Totalausfall war und die damit einhergehende Auflösung der Band beinahe wie ein Gnadenschuss erscheinen ließ. Umso mehr überraschte mich das 2014 erfolgte Comeback-Album „Kacktus“, auf dem sich HASS so frisch und überzeugend wie lange nicht mehr präsentierten. Das nun folgende Werk „Macht kaputt, was längst kaputt ist“ klingt im direkten Vergleich dazu zwar wieder ein wenig oldschooliger, liegt qualitativ jedoch weitestgehend auf derselben Wellenlänge. Einziger Schwachpunkt auf dem Album sind die stellenweise etwas hölzernen Texte, die zwar durchaus aktuelle Themengebiete wie Rechtsruck, Klimawandel, fortschreitende Digitalisierung oder „alternative Fakten“ behandeln, im Endeffekt mit ihrem häufigen „Reim-dich-oder-ich-fress-dich“-Schema jedoch trotzdem ein wenig aus der Zeit gefallen wirken. Möglicherweise macht aber genau das auch den typischen Charme eines HASS-Albums aus.
HASS – Macht kaputt, was längst kaputt ist
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:24. September 2020
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.