HANNE KAH & BAND – EP 2012

Die Innenseite der CD-Hülle lässt durch das Hermann-Hesse-Zitat schon mal erahnen, wohin uns HANNE KAH & BAND entführen werden. Man könnte es schlicht mit positver Melancholie beschreiben. Denn egal, wie weit man auch vom Leben runtergezogen wird, irgendwo wartet es dann doch, das vielbesungene Licht. Und wo wir gerade vom Singen sprechen, dieses steht auf der EP der Mainzer Band stark im Vordergrund. Absolut verständlich, bei der Kraft und Fülle die HANNE KAH in ihrem Instrument vereint. Ein Gesang, der entfernt an viele erinnert (irgendwo zwischen PINK, KATE NASH und LOREENA MCKENNIT) und doch so viele eigene Stärken und Besonderheiten aufweist. Geboten wird dazu Pop-Rock der durchdachteren und ausgefeilteren Art, durchsetzt mit zarten Singer/Songwriter-Nummern („Jimmy“, „Empty room“), die gedanklich auf die Sommerwiese entführen, die Kiste Bier (oder wahlweise auch den wohltemperierten Weißwein) dabei und dann einfach wegträumen zur Gitarre und eben dieser Stimme, die sich dann auch noch selbst mehrstimmig unterstützt, was dem Ganzen noch mehr Würze verleiht. Was HANNE KAH zudem auszeichnet, ist das akzentfreie Englisch, das endlich mal nicht wünschen lässt, da solle jemand unbedingt lieber in der Muttersprache singen. Wenn dann bei „Rain“ schließlich noch das Piano zu Wort kommt, man auf sein eigenes Selbst zurückgeworfen wird, gibt es kein Entkommen mehr aus den sanft zupackenden Klauen von HANNE KAH & BAND. Einziger Wermutstropfen ist, dass das Album uns mit „In times“ in die Nacht entlässt und wir einfach weiter tanzen wollen. Was da bleibt, ist das Album noch einmal von vorne zu hören. Um dann selbstgesteuert „Rain“ an das Ende zu setzen, nur, damit man wieder zu Atem kommen kann. Eine EP, bei der man sich fragt, warum sie nicht längst bei einem Major unterzeichnet haben.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.