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HANDS OF GRETEL – I want the world

Hätte die große deutsche Boulevardzeitung mit den vier Buchstaben nicht bereits im Nachgang der Hamburger G20-Proteste die Wortschöpfung „Krawall Barbie“ für alle Zeiten verbrannt, hätte der Begriff wohl ebenso gut zu HANDS OF GRETEL-Frontfrau Lauren Tate gepasst. Nicht nur, dass sie auf dem Cover wie ein Riot-Grrrl im Vorstadt-Wunderland wirkt, sondern auch das Booklet ist voller Fotos mit Puppen und weiterer klischeehafter Mädchen-Utensilien, denen jedoch durch die Bearbeitung mit Filzstiften etc. zugleich ein gewisser morbider Charme verliehen wurde. Spätestens, wenn man sich dann noch mit den Texten von Liedern wie „Kiss me girl“, „Freaks like us“ oder „Blame myself“ auseinandersetzt, wird deutlich, dass Selbstermächtigung und das Aufbrechen traditioneller Geschlechterrollen integrale Bestandteile dieser englischen Band sind. Musikalisch bewegen sich HANDS OF GRETEL dabei irgendwo zwischen Alternative Rock, Poppunk und Grunge, wobei mir persönlich die schnellen, rotzigen Stücke wie „I want the world“ oder „Big boy“ besser gefallen als eher ruhigere Nummern wie „It´s my fault“ oder „My friend said“. Nichtsdestotrotz überzeugt „I want the world“ nicht nur als emanzipatorisches Statement, sondern auch als abwechslungsreiche Platte, die sich wohltuend vom 08/15-Einheitsbrei abhebt.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.