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FAZER – Nadi

Noch zur Jahrtausendwende haftete der Sparte Jazz etwas grundsätzlich Verstaubtes an. Im Grunde befassten sich damals nur Hochschullehrer oder Musiknerds damit. Doch in der letzten Zeit hat sich in dieser Sparte einiges getan und so wurde die ehemalige „Musik für Exoten“ auch dem Jazzlaien immer zugänglicher gemacht. Hinzu kam, dass der Jazz sich aus seinem engen Korsett befreite und gegenüber neuen Genres öffnete. Diese musikalische Entwicklung kann man in der Hansestadt auch an Festivals wie dem Überjazz und dem Elbjazz beobachten, die denselben Schritt einschlugen und zum Teil Bands und Künstler buchten, die nur noch marginal mit Jazz im ursprünglichen Sinne zu tun haben.
Auch FAZER aus München darf man der Sparte des „Modern Jazz“ zuordnen. Bereits auf ihrem Debütalbum „Mara“ verbanden sie dabei den Jazz mit Traditionen aus Lateinamerika und Afrika auf der einen Seite und Einflüssen aus dem Dub auf der anderen Seite. Auch der Einsatz von zwei Drummern entspricht nicht gerade der klassischen Besetzung.
Schon ein Jahr später erscheint mit „Nadi“ der Nachfolger, und die bereits eingeschlagene Richtung wird darauf fortgesetzt und weiterentwickelt. Erinnert die Rhythmik und hypnotische Wirkung ihrer Musik nach wie vor des öfteren an Bands wie TORTOISE, wurden auf „Nadi“ die Ausflüge in den Math Rock im Stile von TOE reduziert und zugunsten eines organischeren Songwritings geopfert, wo die melancholische Melodieführung durch die Trompete noch mehr in den Vordergrund gerückt wird. So kommen einem gelegentlich auch die shrinkschen NOTWIST in den Sinn, dass die fünf Münchner ihre Wurzeln aber trotz all der Einflüsse ganz klar im Jazz haben und ihr Können an der HMTM erworben haben, ist auch auf „Nadi“ noch eindeutig auszumachen. Dass die Hälfte der Songideen in einer Tourpause in Bozen an einem einzigen freien Tag entstanden sind, spricht zwar für die Kreativität und den großen Output von FAZER, jedoch hätte es dem Album auch nicht geschadet, wenn einige Ideen noch etwas weiter ausgearbeitet worden wären. So haftet „Nadi“ zwar eine improvisatorische Komponente an, was vielleicht das Live-Feeling der Band widerspiegelt, jedoch fehlt dem Album mitunter auch die Fokussierung auf den Punkt. Dass sich hinter FAZER aber eine spannende und einfallsreiche Band verbirgt, soll damit keineswegs in Frage gestellt werden.