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GUITARSHOP ASSHOLE – The cheapest pick

Verkäufer in Gitarrenläden sind meist unangenehme Zeitgenossen: Gerne in rote Holzfällerhemden gekleidet und mit zu einem Zopf zusammengebundenen, langen Haaren referieren sie – oftmals mit amerikanischem Akzent – über die Klangeigenschaften von Effektgeräten, die einen selber nicht die Bohne interessieren, oder sie fassen ungefragt die aktuelle Ausgabe des „Gitarre & Bass“-Magazines für die Leid geplagte Kundschaft zusammen. Nach spätestens zehn Minuten gehen sie dann dazu über, akribisch genau aufzuzählen, welche berühmten Musiker sich bereits bei ihnen mit welchem Equipment eingedeckt haben, ganz so als ginge es darum, das eigene bescheidene Dasein durch derartige Verkaufserlebnisse aufwerten zu können. Spätestens jetzt fragst du dich als Kunde, ob der lausige Satz neuer Gitarrensaiten, den du kaufen willst, diese ganze Tortur überhaupt wert ist und ob du deine Gitarre nicht lieber an den Nagel hängen sollst, um dich zukünftig dem Geschwafel und den verächtlichen Blicken, denen du dich als unerfahrener Hobbymusiker in diesem Geschäft ausgesetzt fühlst, zu entziehen.
THE OBLIVIANS hatten diese Missstände wohl bereits in den 90er Jahren erkannt und den Song „Guitar shop asshole“ geschrieben, der nunmehr als Namensgeber dieser Band aus Recklinghausen herhält. Deren zweites Album „The cheapest pick“ rockt zwar mächtig drauf los, ist aber mit seiner Mixtur aus Garagenpunk und dreckigem Rock’n’Roll, sowie gelegentlich durchschimmernden Grunge-Einflüssen leider nicht besonders spannend. Ähnlich verhält es sich mit den Texten, die sich überwiegend um Party, Drogen und das weibliche Geschlecht drehen. Live und mit einigen Bierchen im Hals machen GUITARSHOP ASSHOLE bestimmt mächtig Spaß, aber so aus der Konserve ist das für meinen Geschmack leider etwas zu wenig, zumal ich von ihrem Label Antstreet Records mittlerweile bessere Veröffentlichungen gewohnt bin. Immerhin gibt es als Bonus noch zwei Coverversionen: „Territorial pissings“ von NIRVANA und – natürlich – „Guitar shop asshole“ von den OBLIVIANS. So schließt sich der Kreis.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.