„Minoans“, der Titeltrack des gleichnamigen Albums, startet gleich so, wie viele Konzerte enden: mit einem kleinen Gitarren-Feedback. Und spätestens nach 15 Sekunden, wenn ein groovender Bass und eine sägende Gitarre übernehmen, sehe ich mich live zu dieser Musik mitwippen und wohlig grinsen. Der Song baut sich weiter langsam auf, es kommt erst der Sprechgesang des Sängers Ian Tilling und dann der Sprechgesang der Sängerin Sally Whitton dazu, um dann schön zu explodieren. Passend dazu die Songzeile „and the earth is quaking“. Das ist schon mal ein sehr vielversprechender Auftakt dieses Albums der Band GRIEF SCENE.
Kennzeichnend für ihre Musik ist auf jeden Fall der Sprechgesang von Ian und Sally, die teilweise auch asynchron gegeneinander ansingen. Highlights gibt es einige auf dem Album, aber noch mehr ist auffällig, dass es keinen Abfall gibt, sondern sich alle zehn Tracks wie aus einem Guss anhören lassen. Einzig das nicht mal einminütige „Boat race“ wirkt etwas aus der Reihe gefallen, was aber durch das darauf folgende siebenminütige, sich immer weiter aufbauende Highlight „Before we go“ überhaupt nicht ins Gewicht fällt. Wer aber zum ersten Mal in die Band reinhören will, macht das am Besten mit „British petroleum“, dem wohl eingängigsten Song des Albums.
Dass die Band aus Berlin kommt, merkt man ihr übrigens null an. Ich denke dabei eher an US-Indie-Bands aus den 90ern wie SONIC YOUTH, YO LA TENGO, FIREWATER, PAVEMENT und teilweise sogar ein wenig an FUGAZI. Die Band selbst nennt ihre Musik übrigens Complaint Rock. Das Urban Dictionary beschreibt das so: „A genre of music that only the most depressed or lonely teenager would ever want to listen to.“ Man kann der Band nur wünschen, dass sie auch andere Personenkreise mit ihrer Musik erreicht, denn sie hätte es mit diesem tollen und auch total reifen Debüt verdient. Und ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn die Band dieses Jahr noch einige Konzerte in Deutschland spielt.
