Wer noch nichts von GALLON DRUNK gehört hat, hat mit Sicherheit die letzten 25 Jahre geschlafen. Ansonsten konnte die englische Band wohl kaum an jemandem vorbei gehen. Nun sind sie also (schon wieder) da, zurückgekehrt zum Produzenten Johann Scheerer, seines Zeichens Frontmann von KARAMEL und Chef bei Clouds Hill. Und schon „Before the fire“ macht deutlich, dass dies eine richtige Entscheidung war, so monströs, dynamisch, kraftvoll und hymnisch kommt dieser Opener daher, der leicht an NICK CAVE denken, aber auch viele Fragen offen lässt. Fragen wie: „Und jetzt?“ Eine Frage, die die nächste Nummer sofort mit „Lärm!“ beantwortet. Melodischer Lärm, Rock erster Güte, brutal und dennoch mitreißend. Man wird den Namen THE BIRTHDAY PARTY einfach nicht aus den Gedanken streichen können, wenn man „The soul of the hour“ hört, erinnert doch viel – die Energie, die Besonderheit, das Seltsame, die Kraft – an die ehemalige Band von NICK CAVE. Aber GALLON DRUNK sind und bleiben sie selbst, taumeln zwischen den Stühlen Noise, Rock, Blues, Jazz und Wave hin und her, suchen mal hier, mal dort Halt, finden ihn, haben aber dennoch immer das große Ziel vor Augen, etwas Besonderes, etwas Neues zu schaffen. Hierfür nutzen sie teils obskure Wege, die sie sogar über den Umweg des Pop führen. Aber GALLON DRUNK beweisen, dass sie auch nach all den Jahren nichts von ihrer Stärke eingebüßt haben, wirken frisch und erholt, als kämen sie gerade erst von der Weltreise nach dem Schulabschluss. Musik, die sich wirklich noch Indie nennen darf, denn das hier ist fern jeglichen Mainstreams, dafür aber ganz nah an den Herzen der Hörer, nach denen sie mit aller Gewalt greifen. Erfolgreich.
GALLON DRUNK – The soul of the hour
- Beitrags-Autor:Simon-Dominik Otte
- Beitrag veröffentlicht:20. März 2014
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Simon-Dominik Otte
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