Immer schön flexibel bleiben. Wenn bei anderen Bands einer der Beteiligten keine Zeit hat, muss man das Konzert leider absagen. Nicht so bei JAGODA aus Berlin, die auf ihrer Tour zusammen mit FUTURE FLUXUS nur als Trio unterwegs waren, obwohl die Bilder auf ihrer Homepage verraten, dass sie ursprünglich zu fünft musizierten. Was aus der Sängerin geworden ist, weiß ich nicht, der zweite Gitarrist wurde jedenfalls ganz artig durch einen bravoähnlichen Starschnitt ersetzt, den sie an die Wand der Astrastube hefteten.
Und wenn man die Band zuvor nicht kannte, fehlte es heute Abend auch an nichts. JAGODA spielten erfrischend auf, obwohl ihre Wurzeln zurück bis in die Neunziger zu Bands wie SONIC YOUTH auf der einen und FUGAZI auf der anderen Seite reichten. Schrammeliger Indie, vermischt mit präzisem Post-Hardcore. Hatte auch was von den großartigen MASONNE. Toll!
Als nächstes dann die neue kleine Indie-Allstar-Band FUTURE FLUXUS, bestehend aus (Ex-) Mitgliedern von KATE MOSH, TER HAAR und ROBOTRON. Wer diese Bands kennt, konnte bereits ahnen, dass sich FUTURE FLUXUS nicht mit eingängigem Pop-Kram befassen würden. Hier wird alles in Frage gestellt, angefangen bei der Struktur der Musik, noch längst nicht endend bei der aufwendigen Klapptechnik des Coverartworks. Das gefällt mir und genau das schätze ich auch an ihren Zweit- bzw. Ex-Bands. Aber in diesem Fall will der Funke bei mir noch nicht so recht überspringen.
Dass es sich bei FUTURE FLUXUS um großartige Musiker handelt, steht außer Frage. Vor allem Schlagzeuger Hannes Kaschell ist im Laufe der Jahre so unglaublich gut geworden, dass es eigentlich nicht besser geht. Allerdings hat das den Nachteil, dass sich all das Können und die ganzen Ideen in unzähligen Versatzstücken zeigen, die für den Hörer kaum noch nachzuvollziehen sind. Zu zerfahren und verhackstückt wirkt das Songwriting, zu weit entfernt der rote Faden. Viele der Ideen sind gut, oft sogar sehr gut, aber die Aneinanderreihung scheint mir zu willkürlich, während mich die Zahl der Tempowechsel überfordert. Vielleicht bin ich aber auch nur zu faul, mich ausgiebig genug in die Komplexität der Musik hineinzuhören. Spannend war´s trotzdem.