FRIEDE MERZ hat das getan, was wir wohl alle während der Coronazeit gemacht haben, nur schon davor: Aufgeräumt und ausgemistet. Dabei fiel ihr eine iPhone-Aufnahme in die Hände, die aus dem Jahr 2012 und ihrer Küche stammte. Gemeinsam mit DANIEL FRIÐRIK BÖÐVARSSON, einem isländischen Gitarristen, spielte sie dabei einfach mal Songs ihrer persönlichen Favoriten. Beginnend mit ELLIOT SMITHs „Cupid’s trick“, dem sie eine zerbrechliche, dennoch kräftige Note verleiht und bei dem sie zwischen Verzweiflung und Stärke hin und her wandelt. Gefolgt von einer sehr überraschenden, fast schon experimentellen Version von JOY DIVISONs „Insight“, bei dem insbesondere auch BÖÐVARSSON sein Können zeigen darf. „Love will tear us apart“ hingegen ist dann wieder sehr spartanisch und gerade deshalb auch so überzeugend und ins Mark gehend geworden. Auch THE SMITHS kommen mit „What difference does it make“ noch zu Wort und entlocken FRIEDE MERZ eine Art sarkastischen Gesang, der mehr als gut zu diesem Song passt und ihm eine neue Note gibt. Der letzte Song (MARILYN MANSONs „You and me and the devil makes three“) hält eine konstante Spannung, ja Anspannung aufrecht, die erst durch die abschließenden Gesprächsfetzen aufgelöst wird.
„Two old ladies“ ist sicherlich kein perfekt produziertes Meisterwerk. Aber es ist ein sehr intimer Blick auf Songs, die nicht nur FRIEDE MERZ etwas bedeuten und neue Bedeutung erlangen. Auch so etwas kann einfach mal am Küchentisch entstehen. Empfohlen seien noch die Kommentare, die FRIEDE MERZ dazu aufgenommen hat und die sich überall finden lassen, wo man Musik hören kann.