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FRAU MANSMANN / DIE PHILS – Split EP

Ich erinnere mich noch lebhaft an einen Abend in Berlin-Kreuzberg vor einiger Zeit. Damals haben DIE PHILS und FRAU MANNSMANN im Cortina Bob gespielt und irgendwie hat sich der Abend nachhaltig in mein Gedächtnis eingebrannt. Zwar habe ich von den PHILS nur noch die letzten zwei oder drei Lieder mitbekommen, aber der nachfolgende Auftritt von FRAU MANSMANN war ein klarer Fall fürs Kuriositätenkabinett. Hauptanteil daran hatte Sänger Bönx: Mit langer Zottelmähne, rauschendem Vollbart, Sandalen, weißem Gewand und Dornenkrone betrat er die Bühne und hatte dabei ein zwei Meter hohes Holzkreuz geschultert. Dazu mache er einen recht desolaten Eindruck, der augenscheinlich auf übermäßigen Alkoholgenuss zurück zu führen war. Nichtsdestotrotz zog dieser abenteuerliche Haufen das Konzert mit einer erstaunlichen Selbstverständlichkeit durch und wurde vom anwesenden Publikum gebührend abgefeiert.
Diese Gedanken holen mich grade beim Schreiben dieser Zeilen ein, denn vor mir liegt grade eine Split-7“ dieser beiden Combos, mit der sie ihre Liebe zueinander besiegeln. Das sympathisch-nihilistische Plattencover bestätigt zunächst den Eindruck, es mit liebenswerten Chaoten zu tun zu haben, die mit jeder Menge Spaß in den Backen ihr Ding durchziehen und auf die Regeln der Szene-Polizei einen dicken Haufen setzen. Doch dann überraschen mit DIE PHILS mit ziemlich versiertem Melodic-Punkrock. So gut hatte ich die Jungs vom damaligen Abend gar nicht in Erinnerung. Wobei – „Turnbeutel & Muttiheft“ ist wiederum ein FRAU MANSMANN-Cover, die ihrerseits auf der anderen Seite dieser Single ein wenig rumpeliger zu Werke gehen als ihre geschätzten Kollegen. Den spieltechnischen Nachteil machen sie jedoch mit reichlich Charme und einer beeindruckenden Alkoholfahne wieder wett und liefern mit „4,8 Promille“ eine wundervolle Trinkerhymne für den schluckfreudigen Bahnhofspunk von heute ab. Auch bei der Auswahl ihres THE PHILS-Coversongs hat man sich mit „Party ist Krieg ist Party“ für eine Ode an die feucht-fröhliche Seite des Lebens entschieden und unterstreicht einmal mehr, dass man nicht immer alles bierernst nehmen sollte – denn das Einzige, was die beiden hier vertretenen Bands offenbar selber ernst nehmen, ist Bier. Insofern ein freudiges „Prosit!“ nach Berlin!

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.