Beim Konzert von TTNG (Ex-THIS TOWN NEEDS GUNS) im Hafenklang freuten wir uns, dass die Band, für die wir kamen, nur im Vorprogramm spielte. So hätte man bei Nichtgefallen der Hauptband bereits eher den Heimweg antreten können. Auch mal ne feine Sache.
Doch es kam alles ganz anders. TTNG waren toll, keine Frage. Und das hat sich inzwischen auch herumgesprochen. Wenn die Briten mit ihrem Emo-Math-Rock in Hamburg gastieren, ist die Bude regelmäßig voll. Das liegt zum einen natürlich am technischen Können der drei Herren aus Oxford, zum anderen aber auch an ihrer Kunst, das Ganze in melodische Arrangements zu verpacken. So werden nicht nur Freunde von MINUS THE BEAR zufrieden gestellt, sondern auch das Herz von PINBACK-Fans liebkost. Dass die Briten zudem ein feines Gespür für Humor haben, trägt der guten Stimmung natürlich bei. Schade bloß, dass sie ihr neues Album noch nicht dabei hatten. So blieb den Musikernerds nichts anderes übrig, als in ihrem Tab Book herumzublättern oder sich von Sänger Henry Tremain erklären zu lassen, ob er da eigentlich einen Bass oder eine Gitarre mit Basssaiten spiele, bevor ein großer Teil des Publikums ging.
Der relativ lange Umbau trug auch nicht gerade dazu bei, dass alle zum spontanen Reinschauen blieben. Zunächst mussten FOXING Keyboards, Geige, Trompete und sonstiges Instrumentarium auf die Bühne schleppen, bis es losging. Ab dem Moment dauerte es aber nur noch wenige Sekunden, bis mir klar wurde, dass ich den frühen Heimweg wieder streichen konnte. Sänger Conot Murphy, mit seinem Kapuzenpulli und Käppi optisch eher im HipHop zu verorten, riss uns mit seinem Gesang, der gekonnt zwischen Kopfstimme und Wahnsinn wechselte, sofort in seinen Bann. Das erinnerte an Samuel T. Herring von FUTURE ISLANDS, auch was das warme Timbre in den ruhigen Passagen betrifft. Dazu gesellten sich sphärische Gitarren, ein mal begleitendes, mal wildes Schlagzeugspiel – man kann sagen, dass das Songwriting der Band der Vielseitigkeit in Murphys Gesang in nichts nachstand. Auf poppige Momente im Stile von DEATH CAB FOR CUTIE folgten krachige Sounds à la CURSIVE, bevor man in den gesangsbetonten Augenblicken gar an THE NATIONAL denken musste. Wahnsinn! Das fanden auch die, die blieben, und so versammelten sich nach dem Konzert mit Sicherheit viele neue Fans am Merch.
Mein Tipp: holt Euch FOXINGs zweites Album „Dealer“. Während ihr Debüt noch nach Proberaum klingt, ist „Dealer“ perfekt produziert, so dass die fragilen und pompösen Elemente der Band noch besser zur Geltung kommen. Tolles Album!