Ein kleiner Tipp für passionierte Konzertgänger vorweg: die Chancen stehen aktuell ziemlich gut, selbst bei ausverkauften Konzerten vor Ort noch ein Ticket zu ergattern. So auch an diesem Abend bei dem schon lange ausverkauften Konzert von FONTAINES D.C. Vielleicht ist es sogar die sicherere Variante, bevor man sich auf dubiose Angebote bei facebook einlässt, wo zwielichtige Verkäufer mit fragwürdigen Freunden nicht selten gleich vier Tickets offerieren.
Ein weiterer nicht unwichtiger Hinweis: wenn auf offizieller Seite als Einlass 18 Uhr und Beginn 19 Uhr angekündigt wird, sollte man dies durchaus ernst nehmen. Und so standen bereits zu recht früher Stunde als Support JUST MUSTARD, ebenfalls aus Irland und bei Partisan Records beheimatet, auf der Bühne und begeisterten die anwesenden Zuschauer durch eine wahnsinnig laute Mixtur aus Shoegaze, SONIC YOUTHschem Noise und einer Menge Hall. Als schöner Kontrastpunkt zu dem ganzen Lärm die zarte Stimme von Katie Ball, dazu der junge Robert Smith am Bass – zumindest aus optischer Sicht. Das kam ganz gut an, und als die fünf nach einer halben Stunde fertig waren und das Grünspan mittlerweile beachtlich gut gefüllt war, konnten sie eine Menge Applaus einheimsen. Wer sie verpasst haben und nun neugierig geworden sein sollte: im Herbst folgt bereits die erste Headliner Tour mit dem Molotow Club als Hamburger Station.
Die halbstündige Umbaupause diente dann zur willkommenen Abkühlung vor dem Club oder auf der Toilette, denn bereits jetzt fühlte es sich im Grünspan an wie in einer Dampfsauna. Dazu mit KORN und SMASHING PUMPKINS Musik aus den Neunzigern – herrlich! Wer denkt in solchen Momenten noch an Corona? Was leider auch zur Folge hatte, dass nur noch etwa 5% der anwesenden Besucher eine Maske trugen, denen bei diesen Temperaturen mein größter Respekt galt. Als die fünf Iren von FONTAINES D.C. schließlich die Bühne betraten, verteilten sie zunächst Blumen an die ersten Reihen der Zuschauer. Vielleicht auch für ihre Geduld, denn das Konzert wurde coronabedingt gleich zweimal verlegt. Aber nun konnte es endlich losgehen, und „In ár gCroíthe go deo“ stellte sich dabei als der perfekte Opener für die folgenden knapp anderthalb Stunden heraus. Ein Song, der mit einem sakralen mehrstimmigen Gesang startet, sich nur ganz langsam aufbaut, bis nach etwa zweieinhalb Minuten das Schlagzeug einsetzt und das Stück schließlich in einem wahren Inferno endet. Genauso intensiv ging es weiter mit „A lucid dream“, der letzten Single ihres zweiten Albums, und zwei Songs ihres noch punkigeren Debütalbums „Dogrel“. Dazu wilde indirekte Bühnenbeleuchtung von hinten und der eine oder andere Diver, der sich durch die Menge tragen ließ. In diesem Dampfbad war eh alles egal. Einen kurzen Zwischenstopp legten FONTAINES D.C. mit den gefühlvollen Stücken „Roman holiday“ und „I don’t belong“ ein, bevor es mit „Chequeless reckless“ unvermindert energisch weiterging. Überhaupt war die Setlist eine schöne Mischung aus den stilistisch doch recht unterschiedlichen Alben. Das auf „Skinty fia“ eher eintönige „How cold love is“ entwickelte live eine gar hypnotische Wirkung, bevor das offizielle Set schließlich mit „A hero’s death“ abgeschlossen wurde. In der Zugabe folgten mit „Boys in the better land“ und „I love you“ noch zwei sehr unterschiedliche Songs, die die Bandbreite ihres Repertoires noch einmal eindrücklich unterstrichen und das Publikum schließlich erschöpft und glücklich in die Nacht entließen. Wie heiß es drinnen war, lässt sich auf den abschließenden Fotos vielleicht erahnen: