Nachdem der erste Song und Titeltrack von „Monday morning apocalypse“ das erste Mal in meiner heimischen Anlage die Runde gemacht hatte, musste ich erneut die CD in die Hand nehmen und mich vergewissern, das es sich wirklich um EVERGREY handelt … Sicher, der melodische Chorus wies deutlich auf die Schweden hin, aber dieser moderne Sound war neu!
Das letzte Album „The inner circle“ war deutlich melancholischer, hatte mehr offensichtliche Keyboards und fast schon einen leichten Gothic-Touch. „Monday morning apocalypse“ klingt deutlich moderner, die progressive Schlagseite weicht noch fetterem Riffing, und die Keyboards sind etwas dezenter eingesetzt. Vor allem fällt auf, dass die einzelnen Songs gestrafft wurden. Die Spielzeit beträgt bei den meisten Lieder nur noch gut drei Minuten, doch genau das passt zum neuen Sound! Alles kommt schnell auf den Punkt, unnötiger Bombast wird konsequent ausgespart, und man konzentriert sich stärker auf eingängige Hooklines, was nicht heißen soll, dass EVERGREY nicht mehr heavy wären! Hört euch den Power-Metal-Stampfer „obedience“ oder das thrashige „unspeakable“ an! Am besten gefallen mir EVERGREY jedoch, wenn sie mit diesen Gänsehaut-Melodien wie im verträumten „in remembrance“ um die Ecke kommen. „At loss for words“ paart alle diese Elemente und ist ein absoluter Ohrwurm – Power und Feeling! Einen Anteil am neuen Sound dürfte auch das Produzenten-Team Sanken Sandquist (u.a. PRIME STH) und Stefan Glaubmann (u.a. RAMMSTEIN) haben. Als erste Single den Titeltrack auszuwählen, halte ich für nicht so gelungen, besser wäre da schon das nicht ganz so kalte „i should“ gewesen. Aber so muss moderner Power Metal mit einem Progressiv-/Gothic-Touch klingen!