EVEREST immer vorne dabei. Große Support-Shows für TAKING BACK SUNDAY, heute vor SAMIAM gespielt und trotzdem noch nicht komplett abgehoben. „Klar, so große Shows sind schon toll. Aber wenn die Leute nur unseretwegen kommen, ist es schöner. Dann ist auch meist die Stimmung besser.“ Und mit genau diesen Shows haben sich EVEREST ihr Glück erarbeitet. „Man weiß halt, dass es voll wird“, sagt Christian fast etwas resignierend vor der Tatsache, dass man ansonsten immer hart arbeiten muss, damit auch unter der Woche Leute kommen. Dabei haben EVEREST doch eigentlich Grund zur Freude, da endlich ihre neue Platte draußen ist.
„Einerseits fühlt sich das gut an, andererseits gab es ja ein ganz schönes Hickhack um die VÖ der Platte. Einige der Lieder, die auf der Platte sind und die wir heute gespielt haben, wurden schon vor drei Jahren geschrieben. Das ist natürlich ganz schön hart für uns, weil uns die Sachen ganz schön alt vorkommen und auch nicht mehr das widerspiegeln, was wir zurzeit fühlen und machen. Daraus haben wir gelernt, in Zukunft Platten schneller herauszubringen. Dafür können sich die Leute aber auch was mit nach Hause nehmen, wenn es ihnen gefallen hat.“
Letztendlich kam die Platte dann nicht – wie vorher gemutmaßt – bei einem großen Major, sondern wurde in Eigenregie veröffentlicht. Eigenes Label, eigenes Geld, eigene Kontrolle – und jede Menge eigene Arbeit. „Wir hatten immer die Option, die Platte selbst zu machen, offen gelassen. Es war ein langer Prozess. Was für einen Außenstehenden vielleicht wie eine plötzliche Notlösung aussieht, war für uns nie eine schlechtere Lösung. Es hätte anders laufen können, ist es aber nicht, und so konnten wir beruhigt die Platte selbst herausbringen. Allerdings hat es uns viel Zeit gekostet, das Label zu gründen und alles, was damit in Verbindung steht.“
Lange Zeit, in der EVEREST nicht viel gemacht haben, zumindest nichts, was in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Berlinova 2004, hier und da einen Gig, aber ansonsten: Warten auf die neue Platte und der Umzug der Band nach Berlin mit einhergehender Umbesetzung. „Wir haben schon eine Entwicklung gemacht, abseits der Dinge, die wir live spielen. Wir haben Ideen, zu denen noch keine Songs geschrieben sind, oder Songs, die noch nirgendwo aufgenommen sind. Von außen mag das wie ein Stillstand aussehen, für uns war es aber ein kontinuierlicher Prozess. Der Umzug nach Berlin hat das Album zwar verzögert, weil wir Vieles neu organisieren mussten. Aber die Band hat es gefestigt, und das Ziel, die Musik in den Mittelpunkt zu stellen, weiter vorangetrieben.“
In bester US-Manier wurden die Studien bzw. bisherigen Jobs geschmissen, und man nahm Jobs an, die Geld einbringen und das Musikmachen nebenbei ermöglichen. Typische, ziellose Jungs eben… „Es ist leider gesellschaftlich nicht anerkannt, was wir machen. Nur arbeiten wir auch auf ein Ziel hin. Musik zu machen und von der Musik zu leben.“
Das Ziel ist klar, der Weg auch. Wer nicht nur hören kann, was EVEREST für ein Talent haben, der kann es auch im Video zu „Next stop hell“
sehen, welches unter anderem bei dem obskuren Sender NBC Giga läuft, der neben aktuellen Ballerspielen auch ein Gespür für gute Musik hat. „Wir hatten die glückliche Chance, dass jemand, der nicht in der Band ist, uns auf Selbstkostenbasis ein tolles Video ermöglicht hat. Und das ist eine gute Sache, auch wenn Viva und MTV es wohl nicht zeigen werden. Wer sich dafür interessiert, sollte es sich ansehen.“
Nun gut, das wäre auch geklärt. Next Stop: International Superstardom? „Naja, wir haben schon einige Kontakte geknüpft, auch nach England. Allerdings sind wir uns nicht sicher, ob wir unser Album jetzt noch weiter promoten wollen, da wir möglichst schnell unser neues Album schreiben möchten. Und das soll mutiger und experimenteller werden. Deswegen weiß ich nicht, ob es Sinn macht, das veraltete Material noch großartig im Ausland zu vermarkten. Wir wollen die neuen Sachen jetzt unbedingt umsetzen!“
Und dann kommt so kurz vor Schluss noch die Frage nach der Pyramide, die EVEREST auf ihrer letzten Tour in bester SCORPIONS-Manier aufgeführt haben, diese kleinen männlichen Cheerleader. Doch leider gab es das Trio heute nicht im Dreieck zu sehen. „Das war so eine Sache auf der letzten Tour, und wir haben es auch gar nicht von den SCORPIONS direkt. Vielleicht machen wir sie noch mal irgendwann, aber zur letzten Tour gehörte sie einfach dazu...“
Tja, dann war es das. Zumindest für dieses Interview. Die fünf Neu-Berliner hatten leider an diesem Abend live einen schwächeren Tag, was vor allem daran lag, dass Christian etwas heiser war und EVEREST einfach auch von der Melodie und dem Druck seiner Stimme leben. Some Hits, some Misses, es geht weiter.