Gelegentlich, wenn auch nicht allzu oft, erreichen uns Zuschriften von unseren Lesern. Meistens geht es um irgendwelche dubiosen Geldkoffer-Übergaben in Nigeria, manchmal um Fehlerkorrekturen auf unserer Seite, einmal wurden wir auch gefragt, ob man ein Praktikum bei uns machen könne.
Besonders gefreut haben wir uns kürzlich aber über diesen uns ungefragt zugeschickten Bericht zweier Leserinnen vom ELEMENT OF CRIME-Konzert im Stadtpark in Hamburg:
„An einem Abend irgendwann im Mai erreichte mich die Nachricht: „Habe zwei Gästelisten-Plätze für ein Konzert von ELEMENT OF CRIME gewonnen. 15.07.2016 im Stadtpark. Bist du dabei? Gruß, Vivika.“
„Kenne ich nicht. Höre gleich mal rein und melde mich dann nochmal bei dir. Gruß, Svenja.“
Ich gestehe, gänzlich unmusikalisch, besteht Musik für mich aus Gesang und Instrumenten. Am liebsten sind mir Texte und Melodien, die eingängig sind. Konzerte sind für mich hingegen eher Veranstaltungen, zu denen ich mich mitnehmen lasse.
„Bin dabei und bin berührt! Habe nur ein einziges Lied gehört und freue mich auf einen schönen Abend mit dir, einem Glas Wein und ELEMENT OF CRIME im Stadtpark. Am Ende denk‘ ich immer nur an dich…!“
Bei mir, Vivika, ist das anders. Halbmusikalisch mag ich Musik, gehe hin und wieder auf Konzerte und vor allem: ich nehme gerne mit. ELEMENT OF CRIME haben mich durch meine Studienzeit begleitet. Mit ihnen verbinde ich das Gefühl, die Welt durch eine besondere Brille zu sehen. Und immer diese Sehnsucht in den Liedern…
Dann kam er, der Abend im Juli im Hamburger Stadtpark. Bis eben regnete es noch. Jetzt steht Sven Regner auf der Bühne und kündigt bei blauem Himmel die Vorband DIE HÖCHSTE EISENBAHN an.
Das Publikum: Gehobenes Lebensmittelalter, eher intellektuell als hip, eher entspannt als groupiemäßig aufgeregt.
DIE HÖCHSTE EISENBAHN fährt ohne große Aufregung und Tempo durch ein paar Lieder bis um 20.15 Uhr die erwartete Altherrenband die Bühne betritt.
Mit vertrauter verlebter Stimme und einem Klassiker beginnt ein Abend für Gänsehaut und Rätselraten über das Gesungene. Sehnsucht, Liebe und grandiose Wortspiele in jedem Song. Kurze und unterhaltsame Reden zwischen den Titeln über Hamburg, andere Literaten und Dinge, die man ruhig mal so sagen kann.
Zugegeben, nicht jeder Text ist zu verstehen. Zu reibeisig und zu schnell ist der Sänger. Und doch hat man bei jedem Lied ein Gefühl von Verstehen und Mitgehen.
Die Stimmung ist gut, nicht euphorisch (wäre auch unpassend bei der Melancholie der Musik). Wohin man schaut, wippende Köpfe. Hier und da sogar tanzende Körper. Wer in Begleitung da ist, schmiegt sich aneinander.
Die Klassiker berühren alle. Es scheint, als wäre ganz Delmenhorst mit weißem Papier anwesend. Am Ende eines entspannten Abends, voll schöner und intensiver Musik, fühlt man sich entschleunigt und gut gefüllt mit Wortsalven.
Ein Abend, der uns, ganz sentimental, für unsere Freundschaft dankbar sein lässt. Und das lag ganz sicher nicht am Prosecco statt Wein. Am Ende denk‘ ich immer nur an dich…“