In Hamburg sind Feiertage eine Rarität. Umso besser, dass mit dem 500. Jubiläum des Reformationstags vor zwei Jahren im Norden ein neuer Feiertag eingeführt wurde, den es in Süddeutschland ausnahmsweise mal nicht gibt (als Ersatz feiern sie dort aber einen Tag später Allerheiligen). Was macht man nun also mit diesem zusätzlich freien Tag, der dazu einlädt, den darauf folgenden Freitag gleich als Brückentag mitzunehmen?
Wir entschieden uns für ein Konzert von BODI BILL im Mojo Club. BODI BILL kennt Ihr noch? Das Trio veröffentlichte zwischen 2007 und 2011 drei Alben und war in dieser Zeit auf allen möglichen Festivals präsent. Danach war es plötzlich wieder ruhig um die drei Berliner, ihre Nebenprojekte UNMAP und THE/DAS spielten sich eher im Verborgenen ab, bis 2019 mit „Kiss operator“ plötzlich wieder eine neue Single erschien. Na, los! Dann also hin da! Die waren doch ganz gut, oder? Kommst Du mit, Katrin? Na, logen!
Supportet wurden BODI BILL nicht, wie angekündigt, von EVERYTHING AND EVERYBODY, dafür aber von ODD BEHOLDER aus Zürich, die in der Vergangenheit als Duo agierten, mittlerweile aber zu einem One-Woman-Projekt zusammengeschrumpft sind. Dass das genauso gut funktioniert, stellte Daniela Weinmann eindrücklich unter Beweis, wenngleich ihre verträumte, leicht entrückte Musik von vielen Zuschauern als passende Hintergrundkulisse zum Quatschen erkoren wurde, was mir zwar leid tat, aufgrund der fehlenden Bühnenaction aber irgendwie auch nachvollziehbar war. Reichlich Applaus bekam die Schweizerin trotz alledem, was in Hamburg ja nicht selbstverständlich ist.
Gekommen war die Mehrheit aber natürlich für die wieder auferstandenen BODI BILL. Eröffnet wurde ihr Set mit einem klassisch anmutenden Intro auf der Geige, das mal wieder aufzeigte, dass die drei Musiker nicht nur viele verschiedene Instrumente beherrschen, sondern jedes einzelne davon auch noch ausgesprochen gut. Und es zeigte sich außerdem, dass ihre einzigartige Mischung aus Clicks & Cuts, Folk und Indie auch 2019 noch absolut zeitlos erscheint. Dabei fügten sich die neuen Songs perfekt in das bisherige Repertoire ein. „Better than reality“ schlägt eine etwas souligere, durchaus poppigere Richtung ein, wo der Gesang von Fabian Fenk klar im Vordergrund stand, während das elektronische Geklicker nur zart im Background zu vernehmen war. Ein Song, den man sich auch perfekt an einem sommerlichen Tag am Pool vorstellen könnte.
Bei dem neuen „What if“ wollte Fenk das Publikum zum Mitsingen animieren, jedoch musste er den Text mehrmals wiederholen, da die Zeile „For me it would“ so stark vernuschelt wurde, dass es eher wie „Familenbrot“ klang. Überhaupt wirkte das Trio äußerst gelöst und in Plauderlaune, auch mit einem augenzwinkernden Blick auf die Anfänge: „Haus 73 war krass. Krass leer. Vielleicht zehn Leute.“
Für die Zugabe wurde noch mal das alte Federnkostüm hervorgekramt, bevor die drei Berliner mit einem großen Applaus in den Abend entlassen wurden. Schade, dass das Mojo geschätzt nur zu etwa zwei Dritteln gefüllt war. Auch weil der Sound, wie immer eigentlich im Mojo, fantastisch war. Hoffen wir, dass BODI BILL an die alten, erfolgreichen Zeiten anknüpfen können. Musikalisch haben sie es nach wie vor verdient.