Gotteslästerung oder künstlerische Freiheit? Perplex sitze ich auf meinem Stuhl und weiß nicht, ob ich die CD sofort aus meinem Player reißen sollte oder mir eingestehen muss, dass es anscheinend andere RADIOHEAD-Fans gibt, die in ihrer Zuneigung so weit gehen, Reminiszenzen an das Original fast der Kopie gleich überzustrapazieren. Für letzteres entschieden harre ich am Frühstückstisch aus und lausche weiter den hochgepickten Gitarrenläufen, die es wundersamerweise direkt aus dem „Hail to the thief“- Märchenwald auf ein Astronauts-Werk geschafft haben. Auch beim nächsten Lied fällt es zunächst schwer, sich von der eben beschriebenen Voreingenommenheit zu lösen. Das nun erklingende ruhige „Roof“ ist zwar kein Meilenstein der Popgeschichte, scheint jedoch wenigstens für sich zu stehen. Weiter geht´s mit zurückhaltend komponiertem Sound (der sich tatsächlich hören lassen kann, und bemerkenswert, der junge Mann macht alles alleine!) und weinerischem Gewimmer, dass nun leider doch wieder offensichtlich „inspiriert“ wurde. Vincent Gallo sagt nun also auch „hallo“. Soll mich nicht weiter stören. Nur drängt sich mir hier die alte Frage auf, wie wunderschöne Eltern doch eher durchschnittliche Kinder zur Welt bringen können. Vielleicht entschließt sich dieses ja noch, das Haus der Altvorderen zu verlassen oder entwickelt gar eine rebellische Seite in der Jugend, gespannt darf man sein, Potenzial hat es auf jeden Fall. Zum Schluss wird auch noch Onkel Tim Neuhaus mit einem Ständchen in dessen gewohnt latenter Schnulzigkeit bedacht. Vielleicht gibt´s ja was zur Konfirmation. Nun denn, wenn ich mal keine Zeit habe, mir meine Lieblingsbands nacheinander anzuhören, kommt das Album wieder raus.