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DOUGLAS HEART – Wie ein Blumenstrauß

Nostalgie kann eine feine Sache sein, vor allem dann, wenn eine Band wie DOUGLAS HEART aufspielt. Die Hamburger Weltbühne ist an diesem Abend nur spärlich besucht, vielleicht vierzig Gäste sind anwesend, doch die sind bereits ein erstes Indiz für das, was das Publikum zu erwarten hat.
(Gesichter von vor zehn Jahren tauchen ja immer mal wieder bei diesen Geheimtipp-Konzerten auf, Gesichter vor allem aus dem Kir von damals. Man fragt sich unwillkürlich, wo die sich alle vergraben haben, ob sie jetzt zu Hause mit Frau und Kind in friedlicher Eintracht leben oder Musik auf Hochzeiten auflegen…)
DOUGLAS HEART sind eine der ersten Bands der neuen Konzert-Saison – und legen die Messlatte für die unzähligen Nachfolger deutlich hoch: Sie tauchen den rotgestrichenen Raum in ein gitarrenverzerrtes Klangmeer, das mit spacigem Keyboard und verträumter Frauenstimme ausufernde Melancholie verbreitet. DOUGLAS HEART lassen unversehens alte Helden wie MY BLOODY VALENTINE, ADORALBE oder RIDE wiederauferstehen, schaffen dabei aber einen Bezug zum Musikgeschehen des heutigen Schwedens. Sie finden ihren Platz irgendwo zwischen Kollegen wie SIGUR ROS und RADIO DEPT. Das ist schöner psychedelischer Indie-Pop. Und Sängerin Malin Dahlberg schafft eine eigenwillige Bühnenpräsenz, klein, schlicht in schwarzer Jeans und schwarzem T-Shirt, verschwindet sie beinahe zwischen ihren männlichen Kollegen, doch sie ist wie ein magischer Kern, der die Blicke auf sich und ihren Gesang lenkt.
(Schüchtern steht das Publikum im Innenraum. Es wahrt einen Sicherheitsabstand von beinahe fünf Metern. Verstohlene Blicke rechts und links – traut sich jemand zu tanzen? Nein, niemand. Also guckt man entweder die Band an, die jedoch mit keiner nennenswerten Action aufwartet. Oder man schaut zu Boden – und alles ist wie früher, wie zu Zeiten des legendären „Shoegazings“.)
DOUGLAS HEART sind auch in Schweden noch ein Geheimtipp, haben zwei sympathische Alben bei Labrador veröffentlicht. Doch mit solchen Auftritten wie heute Abend in der Weltbühne wird der Kreis ihrer Verehrer sicher weiterwachsen. Denn dieses Konzert ist wie ein Blumenstrauß, den man unerwartet von jemand Fremden geschenkt bekommt.