NoWave hat so langsam die ganze Welt erobert, und schreckte dabei auch nicht vor Turin zurück. Doch wo sich das Info den Mund fusselig redet, um DISCO DRIVE kein Aufspringen auf bereits abgefahrene Züge zu bescheren, kann man letztlich nicht leugnen, gewisse Passagen der drei Italiener auch anderswo schon mal gehört zu haben. Das ist aber letztlich nicht weiter schlimm, denn mit manchen Songs ihres Debüts greifen sie ebenso aggressivere Töne aus den Sparten Punk und Post-Punk auf und schrecken dabei auch vor einer gewissen Sperrigkeit nicht zurück.
"What’s wrong with you, people?" erschien im August auf Unhip Records und nach ein paar Tourdates in Europa folgte für DISCO DRIVE das, wovor jeder Band graut: ein aufgebrochener, ausgeräumter Tourbus. Auf ihrer Homepage könnt Ihr sehen, was der Band alles abhanden gekommen ist, und falls Ihr weiterhelfen könnt, Euch unter bros@discodrive.org melden. Doch hier das Interview mit Drummer Jacopo:
[F]Was ist die Bedeutung hinter dem Bandnamen?
[A]Er stammt von einem LES SAVY FAV-Lied. Wir mögen die Art, wie es klingt. Wir mögen auch LES SAVY FAV sehr gern, aber das war nicht gerade der Grund, warum wir den Namen wählten.
Jene zwei sehr einfachen Wörter verbinden den Groove von Tanzmusik und die Energie des Punkrock miteinander. Wir mögen beides.
[F]What’s wrong with the people?
[A]Mehrere Dinge, denke ich. Es kommt von jenen Situationen, wo du dich wie ein Alien fühlst, weil andere Menschen Sachen machen, die du niemals machen würdest. Und du verstehst, dass niemand die Standpunkte anderer zulässt. Also fragt man sich, was mit ihnen nicht in Ordnung ist, aber es könnte ebenso mit uns etwas nicht stimmen.
In dieser modernen Zeit bezweifeln wir keine Dinge, die hinterfragt werden müssten. Wir akzeptieren passiv Dinge, die nicht akzeptabel sind. Wir denken, dass das falsch ist und wollen somit irgendwie auf diese "Passivität" reagieren.
Denkt mit eurem eigenen Verstand, traut euch, uns zu überraschen und das Volk um uns herum, bewegt euch gegen den Strom, wenn ihr glaubt, dass der Fluss sich in die falsche Richtung bewegt, tanzt zu einer Band, selbst wenn ihr die einzigen seid, die tanzen.
Dies sind einige der Dinge, worüber es im Titel geht.
[F]Der Opener und "Save your fire", meine Lieblingssongs, sind ein wenig härter als der Rest des Albums. Wo seht ihr eure Einflüsse?
[A]Dies sind bestimmt die aggressivsten Lieder auf der Platte, und ich glaube, sie sind auch die kürzesten.
Das ist übrigens lustig, denn ich denke, dass "Save your fire" das älteste Lied auf der Platte ist und "The leaving feet" das neueste. Also fühlen wir uns wahrscheinlich noch immer mit dem ziemlich aggressiven Songwriting verbunden.
[F]Braucht die Welt wirklich eine weitere NoWave-Band?
[A]Ich bin mir nicht sicher. Aber wir sind auch gar keine No-Wave Band. Wir sind definitiv eine Yes-Wave Band.
[F]In Italien scheint es momentan mit Bands wie GIARDINI DI MIRO, SETTLEFISH, TELLARO und euch viele diverse musikalische Ausrichtungen zu geben. Gibt es eine bestimmte Szene untereinander?
[A]Es gibt hier wirklich eine Menge guter Bands (u.a. I’D SAY WITH LOVE, SETTLEFISH und REDWORMS‘ FARM), aber ich glaube, und fehlt eine richtige "Szene". Aber obwohl wir viele gute Bands und Labels haben, fehlt uns meiner Meinung nach das Gefühl, Teil einer gemeinsamen Community zu sein. In diesem Moment ist es eher wie eine wirkliche Underground-Sache, wo Bands missmutig angeschaut werden, wenn sie populärer werden, statt dass man sie weiterhin unterstützt und sich mit ihnen freut. Das ist traurig.
[F]Man hat Euch ja kürzlich alle Instrumente gestohlen. Konntet Ihr die Tour fortsetzen bzw. wie sieht’s jetzt überhaupt mit dem weiteren Musizieren aus?
[A]Ja, das ist vor ca. zwei Monaten passiert, und wir haben das noch immer nicht durchgestanden. Es ist wirklich hart, nicht nur finanziell, gerade weil wir noch eine Menge zu sagen und geplant hatten. Aber keine technische oder ökonomische Sache wird uns daran hindern. So we’ll make it.